Sexismus: Ohrfeige hilft dauerhaft
CDU-Generalsekretär Tauber gerät wegen Mobbingmail in die Kritik
In der Debatte um Sexismus und Mobbing in der CDU ist Generalsekretär Peter Tauber in den Fokus geraten. Die »Süddeutsche Zeitung« zitierte aus einem Mailwechsel Taubers mit Parteifreunden, in dem in einem männerbündischen Tonfall über CDU-Politikerinnen gesprochen wird.
Der 42-jährige Tauber ist seit knapp drei Jahren CDU-Generalsekretär. In dieser Rolle versucht der Hesse, der Partei ein modernes Image zu geben. Nachdem die Berliner CDU-Kommunalpolitikerin Jenna Behrends vorige Woche Parteikollegen öffentlich Sexismus und Verleumdungen vorwarf, befürwortete Tauber eine Debatte über solche Vorfälle. Der »SZ«-Bericht vom Dienstag könnte Taubers Glaubwürdigkeit in dem Punkt in Zweifel ziehen.
Die Zeitung zitiert aus einem Mailwechsel aus dem Jahr 2012 zwischen Tauber und fünf männlichen Parteifreunden. Tauber, damals Bundestagsabgeordneter und CDU-Vorsitzender im Main-Kinzig-Kreis, schreibt demnach in die Runde: »Hallo Jungs, wir haben ein neues Problem: die Frauen Union. Es gibt derzeit niemanden, der den Vorsitz übernehmen will. Die Frage ist: ist das verzichtbar? Auf jeden Fall sollten wir das nicht an die große Glocke hängen.«
Der damalige Geschäftsführer der CDU-Kreistagsfraktion antwortet der »SZ« zufolge, verzichtbar seien die Frauen »allemal«. Er schlägt dennoch eine CDU-Politikerin vor, die sei schließlich »so pseudoengagiert«. Ein weiterer Adressat nennt eine andere Kandidatin und fügt hinzu: »Rein optisch wäre sie ein Gewinn.« Tauber distanzierte sich dem Bericht zufolge in dem Mailwechsel nicht von der Wortwahl. Der CDU-Generalsekretär äußerte sich am Dienstag auf AFP-Anfrage nicht.
Zuvor war Taubers Name in Berichten über Mobbingvorwürfe in seinem CDU-Verband genannt worden. Dort kursierte demnach im Jahr 2006 ein Plan, die damalige CDU-Geschäftsführerin im Main-Kinzig-Kreis von ihrem Posten wegzumobben. Gegenüber »SZ« räumte Tauber ein, das Papier gekannt zu haben, bestreitet aber, den Text verfasst zu haben.
Die CSU-Politikerin Gerda Hasselfeldt befürwortete eine Diskussion über Sexismus, die müsse aber in der gesamten Gesellschaft geführt werden. Die Vorsitzende der CSU-Abgeordnetengruppe im Bundestag riet Frauen, sich umgehend gegen Sexismus zur Wehr zu setzen. Ihren Ratschlag unterstrich Hasselfeldt, die als junge Frau in dem Gasthaus ihrer Eltern in Bayern kellnerte, mit einer persönlichen Erfahrung aus dieser Zeit: »Da habe ich einem angetrunkenen Gast mal links und rechts eine Ohrfeige gegeben, weil er mich unsittlich angefasst hat«, sagte sie. »Obwohl er ziemlich betrunken war, hat es gewirkt - dauerhaft.« AFP/nd
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