Patt zwischen Armee und Taliban
Kämpfe in Kundus dauerten den vierten Tag an
Kabul. Am vierten Tag der Kämpfe um die nordafghanische Stadt Kundus stecken Sicherheitskräfte der Regierung und Taliban offenbar in einer Pattsituation. Es seien immer noch »Aufräumoperationen im Gange«, sagte Polizeisprecher Mahfosullah Akbari am Donnerstag. Die reichlich eine Viertelmillion Einwohner zählende Stadt sei weitgehend unter Kontrolle der Regierung. Bisher seien 14 Soldaten und Polizisten sowie 120 Taliban getötet worden. Wieviele Kämpfer sich in der Stadt aufhalten, blieb unklar.
Einwohner von Kundus beschuldigen die Armee jedoch der Lüge. »In den vergangenen zwei Tagen gab es wenig Entwicklungen. Regierung und Taliban schießen aufeinander, ohne vorwärtszukommen. Die Regierung sagt, sie kontrolliert die Stadt, aber sie kontrolliert nur das das Geheimdienstbüro, den Gouverneurspalast und Polizeihauptquartier - der Rest ist umstritten«, sagte Sardar Rasmal, ein Bürger aus Kundus.
Nach Angaben des Leiters der Gesundheitsbehörde der Provinz Kundus, Saad Mukhtar, ist die Zahl der verwundeten Zivilisten auf rund 220 gestiegen. In der Hauptklinik der Stadt sei die Versorgung zusammengebrochen, weil Ärzte geflohen seien. Nun spreche er mit dem Gesundheitsministerium in Kabul über eine Entsendung mobiler Gesundheitsteams, sagte Mukhtar.
Die Vereinten Nationen in Afghanistan warnen vor großen Fluchtbewegungen aus Kundus. Die humanitäre Situation verschlechtere sich dort rapide, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme. Nach ersten Informationen seien in den vergangenen Tagen bis zu 10 000 Menschen aus Kundus in den Städten Kabul, Masar-i-Scharif und Talokan eingetroffen. Viele hätten nur wenige Habseligkeiten und Essen dabei, einige hätten im Freien schlafen müssen. dpa/nd
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