Warten auf die Gangway, warten aufs Gepäck
Am Flughafen Tegel fehlt Abfertigungspersonal / Viele Krankmeldungen wegen Überlastung
Passagiere am Flughafen Tegel müssen immer länger warten. Oft werden ihre Flugzeuge nicht in der vorgesehenen Zeit abgefertigt. Gepäckstücke landen häufig erst eine Dreiviertelstunde nach Ankunft auf dem Gepäckband. Eine Erfahrung, die wohl viele Fluggäste schon gemacht haben. Doch manchmal können Passagiere nicht das Flugzeug verlassen, weil das Abfertigungspersonal noch mit einer anderen Maschine beschäftigt ist und die Gangway einfach noch nicht da ist.
Grund ist der hohe Krankenstand. »Pro Tag fehlen bis zu 30 Leute«, sagt ein Mitarbeiter des Abfertigungspersonals, der anonym bleiben möchte. Alleine in der Frühschicht sollten 120 Menschen arbeiten, jedoch sind bis zu 15 Prozent des Personals krank. Trotz Unterbesetzung müssten sie dennoch dasselbe Arbeitsvolumen schaffen. »Es gibt eine sehr hohe Belastung des Personals«, bestätigt Jens Gröger, Landesbezirksfachbereichleiter für Verkehr bei der Gewerkschaft ver.di.
Zuständig für die Abfertigung am Flughafen Tegel ist das Dienstleistungsunternehmen WISAG. Das hat die verschiedenen Bereiche auf mehrere Tochterunternehmen verteilt, die teilweise untereinander im Preiskampf sind. Bei einem der vielen Subunternehmen arbeitet auch der Abfertigungsmitarbeiter. »Das ist eine irre Belastung der Kollegen und viele werden dadurch krank«, sagt er. »Wenn sich dann auch noch wegen schlechtem Wetter oder Nebel die Flugzeuge verspäten, staut sich das auf.« An den Schnittstellen zwischen den einzelnen Tochterfirmen gäbe es dann auch noch Kommunikationsprobleme. Die Firmen übernehmen Aufgaben wie den Gepäcktransport, die Treppen, das Ein- und Ausladen oder das Einwinken der landenden Flieger.
Da es viel zu wenig Personal gäbe und dieses durch den hohen Krankenstand auch noch ausgedünnt wäre, sorgten kurze Verzögerungen am Ende des Tages für lange Verspätungen.
Ein Dutzend Flieger würden in einer Schicht abgefertigt werden, eine knappe Dreiviertelstunde pro Maschine. Der Mitarbeiter spricht von prekären Arbeitsbedingungen, einem Stundenlohn von 8,50 Euro - also dem Mindestlohn. Das entspricht bei Vollzeitarbeit einem Nettolohn zwischen 800 und 850 Euro. Außerdem sind die Arbeitsverträge befristet. Dadurch herrsche eine hohe Fluktuation beim Personal.
Das Unternehmen sei zwar bemüht die fehlende Belegschaft nachzuziehen, aber bei diesen Arbeitsbedingungen fänden sich nicht viele Interessenten. »Diese Misere gibt es nicht erst seit gestern, das zieht sich schon über Jahre. Es kocht in manchen Momenten hoch«, sagt er. »Die Löhne sind zu niedrig für diese Arbeit im Flughafengewerbe.«
»Wir haben weder einen Fahrzeug-, noch einen Personalengpass«, sagte hingegen eine WISAG-Sprecherin der »Berliner Morgenpost«. Auf nd-Anfrage hat sich das Unternehmen bis Redaktionsschluss nicht gemeldet.
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