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Homer Simpson, Fußballgott
Der Comic-Held würde das Ligageschehen mit einem Wort zusammenfassen. Und das wäre intelligenter als das, was manche Trainer so von sich geben.
Was für eine gottgleiche Steilvorlage. Ausgerechnet an diesem Wochenende, nach dem der »Sonntagsschuss« auch mal wieder
auf Papier erscheint, passieren schier unglaubliche Dinge in der Bundesliga. Dinge, die geradezu nach einer Kommentierung schreien.
Zum einen hat nämlich Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandvorsitzender der mächtigen Bayern eine Brandrede gehalten. Wenn sich nicht schon sehr bald etwas ändere an der Berufsauffassung seiner Spieler, dann, ja dann, werden ganz schlimme Zeiten drohen, orakelte er. Aus dem weiß-blauen Himmel über München regnet es Heuschrecken, das Reinheitsgebot wird der EU geopfert und der Gottesdienst dem senegalesischen Ministrant. Solche Sachen.
Außenstehenden mag es freilich so vorkommen, als rechtfertige der Anlass nicht ganz das Ausmaß des Furors, doch das ist natürlich Unsinn. Zwar haben die Bayern gegen die Eintracht nur eine Halbzeit lang schwach gespielt, am Ende aber ein Remis geholt, das ihnen nach wie vor zwei Punkte Vorsprung auf den Zwoten lässt – und das nach sechs Spieltagen. Schlecht zu spielen und trotzdem zu gewinnen gehörte früher zum FC Bayern wie das Coca zum Cola, doch seit einigen Jahren ist das anders. Festzuhalten bleibt, dass Bayern wieder Meister wird und zwar mit zweistelligem Vorsprung.
Homer Simpson, der einzige wahre Held der Serie, würde sich jetzt an dieser Stelle gemütlich vorm Fernseher zurücklehnen und das einzige Wort sagen, das die Bundesliga wirklich treffend beschreibt: »Laaaaangweilig.«
Und weil dem so ist, müssen eben halbgare Debatten her. Wird Borussia Dortmund zu viel gefoult? Natürlich nicht, war eine Nebelkerze des strengen Trainers, der davon ablenken wollte, dass sein Team im inkriminierten Spiel in Leverkusen nicht etwa zu fair, sondern schlicht zu schwach war. Das mit dem Ablenkungsmanöver hat jeder so gesehen (wahrscheinlich sogar Thomas Tuchel), doch die Debatte um Fairness und mögliche Kollektivstrafen für Mannschaften, in denen zu viel gefoult wird, war entfacht.
Bis am vergangenen Freitag mit Hertha-Coach Pal Dardai einer um die Ecke kam, der mal wieder so herzerfrischend redete, wie man das zu den Zeiten, als Rummenigge noch spielte anstatt zu präsidieren, allerorten tat. Damals behauptete noch jeder wie Dardai heute, Fußball sei ein »Männersport«. Und zwar einer, bei dem die Leute mit dem Y-Chromosom sich von oral eingeführtem Grünzeug ernährten und – wenn sie nicht gerade »Gras fraßen« – von ihren Trainern dazu angehalten wurden zu überwachen, ob der Stuhlgang des Gegenspielers regulär ist, weshalb sie ihn »notfalls bis aufs Klo begleiten« sollten. Lange vorbei, außer beim Hauptstadtclub, der neuerdings stylishen Werber-Müll à la »we try, we fail, we win« plakatiert und dabei fahrlässigerweise in Kauf nimmt, von seiner Kernklientel nicht verstanden zu werden. Und das durchaus im Wortsinne nicht.
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