Viele Stimmen gegen Freihandel

Ratifizierungsprozess von CETA steht erst am Anfang

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 2 Min.

Ganz Europa schaut dieser Tage auf die belgische Region Wallonie - erstaunt, wütend oder begeistert. Denn laut Landesverfassung ist die Zentralregierung bei bestimmten Entscheidungen an ein Votum aller Regionalparlamente gebunden. In diesem Fall betraf die Regelung das vorläufige und teilweise Inkrafttreten des Freihandelsabkommens (CETA) zwischen Kanada und der EU.

Dabei steht das Abkommen - auch durch öffentlichen Druck - erst am Beginn seines demokratischen Ratifizierungsprozesses. Zunächst fehlt noch das Votum des EU-Parlaments. Angesichts des Kräfteverhältnisses ist eine Zustimmung wahrscheinlich. Zudem müssen die nationalen Parlamente der EU-Mitglieder zustimmen, damit es umgesetzt werden kann.

Die Befürworter in der aktuellen Debatte versuchen zu suggerieren, Resteuropa sei sich in dieser Frage einig und fordern, dass zukünftig nur noch das EU-Parlament über Verträge der EU mit Drittstaaten abstimmen soll. Dabei haben die Proteste gegen die Freihandelsabkommen CETA, TTIP oder TiSA in vielen Ländern Spuren hinterlassen. Deutschland gilt in dieser Frage inzwischen als sicherer Kandidat, seit die Sozialdemokraten ihren Widerstand aufgegeben haben. Die Bundestagswahl im kommenden Jahr wird daran wohl nichts ändern. Doch auch in Frankreich stehen 2017 Wahlen ins Haus, CETA wird von einem Teil der Abgeordneten klar abgelehnt. Das luxemburgische Parlament hatte seine Regierung bereits im Juni aufgefordert, gegen den Vertrag zu stimmen.

In Griechenland hat die Regierung unter dem linken Ministerpräsident Alexis Tsipras CETA zwar zugestimmt. Geholfen hat Tsipras sicher, dass das Abkommen angesichts der Alltagsprobleme im Land kaum eine Rolle spielt. Ist das griechische Parlament gefragt, könnte sich das allerdings ändern. Zudem haben selbst griechische Konservative im EU-Parlament angekündigt, gegen das Abkommen zu stimmen.

Trotz all der Aufregung: Selbst wenn mit Belgien ein Kompromiss gefunden wird, der demokratische Weg für CETA ist noch lang.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.