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Lernmittel frei? Von wegen!

Protest in Schleswig-Holstein

  • Lesedauer: 2 Min.

Kiel. Ein Schulbesuch ist eine kostspielige Angelegenheit. Das geht aus einer in Schleswig-Holstein erhobenen Studie hervor, die den im Schulgesetz verankerten Begriff der Lernmittelfreiheit als eine völlig irreführende Bezeichnung erscheinen lässt. Denn pro Schuljahr zahlen Eltern durchschnittlich knapp 1000 Euro - für Klassenreisen, Unterrichtsmaterialien, Sportbekleidung, Verpflegung in der Schulkantine, Beförderungskosten und nicht zuletzt für Nachhilfe.

Die Expertise, für die das Kieler Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik mehr als 3500 Eltern befragte - dazu Lehrkräfte und Schulträger - , versetzt den Kinderschutzbund in Alarmstimmung. Landesvorsitzende Irene Johns weiß, dass diese Schulkosten Haushalte mit schmalem Budget überfordern. Sie möchte deshalb, dass die Zuschüsse beim Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes erhöht werden.

Wird hier nicht für Abhilfe gesorgt, drohe das Entstehen einer Zwei-Klassen-Gesellschaft, moniert der Kinderschutzbund, weil sich nicht alle Bildung leisten können. Bedürftige Familien können zwar auf das Bildungs- und Teilhabepaket zurückgreifen, doch wird von dort für das erste Schulhalbjahr nur ein Betrag von 70 Euro gewährt, fürs zweite Halbjahr nur 30 Euro. »Ein paar neue Sportschuhe, und schon ist der Halbjahresbetrag komplett aufgebraucht«, kritisiert auch Bernd Schauer, Landesgeschäftsführer der GEW Schleswig-Holstein, die jetzige Bezuschussungspraxis.

Dementsprechend wird vorgeschlagen, dass die kommunalen Schulträger mehr Kosten übernehmen. Sie zahlen laut Studie pro Schuljahr gerade einmal 50 bis 100 Euro pro Kind und damit deutlich weniger als die Eltern. Gravierend wird der Kostendruck, wenn eine Familie mehrere schulpflichtige Kinder hat.

Sechs Monate vor den Landtagswahlen wird die SPD - sie führt die Landesregierung - das Thema nicht mehr anpacken, wie sie selbst zugibt. Und so fließt es automatisch in den Wahlkampf ein. Für LINKE-Landessprecher Lorenz Gösta Beutin belegt die Erhebung, »dass die soziale Position in unserer Gesellschaft von den Eltern auf die Kinder übertragen wird«. Auch in der Bildungspolitik schlägt damit soziale Ungerechtigkeit voll durch - eines der Leitthemen, welches die LINKE auf ihre Wahlagenda geschrieben hat. Sie will zurück in den Landtag, das Wahlprogramm soll am Wochenende 5./6. November verabschiedet werden .

Ein Manko der GEW-Studie: Es wurde zwar nach der finanziellen Belastung durch den Kauf von Schreibtischen etc. gefragt, nicht aber nach PCs oder Tablets, die für Schüler zu kaufen sind. dha

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