»Keine Unregelmäßigkeiten dieses Mal«: US-Wahlen in Florida

Ein Besuch in einem Wahllokal im Swing State

  • Max Böhnel, Melbourne (Florida)
  • Lesedauer: 2 Min.

Update 00:07 Uhr: »Working class« für Trump?
Die allermeisten Trump-Wähler hatten bei den Vorwahlen - das ergaben damals Umfragen - höhere Einkommen als Sanders- und Clinton-Wähler. Ob das bei den Hauptwahlen heute so bleibt, wird sich zeigen. Der 65-Jährige, der auf dem Bild mit seinem Pickup-Truck in Florida nicht abgelichtet werden wollte, beschrieb sich gegenüber »nd« als »working class, definitely not middle class«. Er wünscht sich, dass ein Präsident Trump »in Washington aufräumt und die arbeitsscheuen Hispanics rausschmeisst«. mb

»Keine Unregelmäßigkeiten dieses Mal«, lacht die 66-jährige Karen Manno. Sie leitet ein Wahllokal in dem Örtchen Melbourne im Swing State Florida, wo es wie so oft bei Präsidentschaftswahlen Kopf-an-Kopf steht. Florida wurde beim Urnengang 2000 zum Beweis dafür, dass am US-amerikanischen Wahlsystem etwas faul ist. Nicht nur, dass Häftlinge nicht und Ex-Häftlinge nur in Ausnahmefällen wählen dürfen. Nicht nur, dass die beiden Parteien, vor allem die Republikaner, aber auch die Demokraten die Grenzen der Wahlbezirke immer wieder verschieben und sich dabei absprechen. Und nicht nur, dass republikanisch dominierte Einzelstaaten es Afroamerikanern, Latinos und jungen Wählern (die mit überwältigenden Mehrheiten Demokraten wählen) schwer machen, überhaupt zu wählen – etwa indem keine Wahllokale in republikanerfremden Vierteln eingerichtet werden.

Florida geriet damals, als es um Bush gegen Gore ging, darüber hinaus in die Weltpresse, nachdem ausgefüllte Wahlzettel verloren gingen, Stanzen auf Wahlzetteln nicht eindeutig identifizierbar waren und in machen Bezirken Neuauszählungen gerichtlich angeordnet und dann untersagt wurden. In einem Wahllokal, das hauptsächlich von jüdischen Rentnern frequentiert wurde, ergab die Stimmauszählung 70 Prozent für einen Rechtsextremen.

»Das alles ist vorbei«, beteuert Manno und zeigt stolz auf den neuen Wahlcomputer. Das Wahlbüro befindet sich im Eingangsbereich eines Altersheims. Fotos sind erlaubt, nach einigem Zögern (»Ich bin nicht fotogen.«) posiert sie dann doch. Melbourne ist die größte Ortschaft im Bezirk Brevard, der sich gut 100 Kilometer entlang der »Space Coast« zieht. 170.000 eingetragene Republikaner stehen hier 130.000 Demokraten und 90.000 Unabhängigen gegenüber. Donald Trump und sein Stellvertreter Mike Pence waren in den vergangenen Wochen mehrmals hier.

Eine spontane »exit poll« – wenn Wähler nach dem Urnengang Fragen von Medienvertretern beantworten – ergibt nach einer Stunde und 18 Befragten eine knappe Mehrheit für Trump, alle zehn waren weiße Männer mittleren und höheren Alters. Die meisten angesprochenen Wähler weigerten sich jedoch, überhaupt etwas mitzuteilen, winkten ab und zogen von dannen.

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