Trump-Vorherseher kündigt baldiges Scheitern an
US-Historiker Allan Lichtman hatte als einer der wenigen den Wahlsieg des Milliardärs vorausgesehen - und vermutet ein baldiges Amtsenthebungsverfahren
Alle Meinungsforschungsinstitute der USA waren sich einig: Wahrscheinlich gewinnt Hillary Clinton die Wahlen. Konnte man den Sieg Donald Trumps wirklich nicht vorhersehen? Doch. Zumindest behauptete ein US-Historiker von Anfang an konsequent, der Rechtspopulist würde am Ende gewinnen. Jetzt stellt Allan Lichtman, Professor an der American University, eine weitere überraschende These auf: Trump wird nicht lange regieren. Ein Amtsenthebungsverfahren könnte zu einem vorzeitigen Ende seiner Amtszeit führen. Dies sei jedoch ein Bauchgefühl, bekräftigt Lichtman. Eines, dass man jedoch zur Kenntnis nehmen sollte: Seit über 30 Jahren hat der Professor den Ausgang sämtlicher Präsidentschaftswahlen vorhergesagt. Alle waren korrekt.
Lichtman ist Historiker mit einer Neigung zur Mathematik. Im Zuge seiner Forschungen untersuchte er alle amerikanischen Präsidentschaftswahlen seit 1860. Er entwickelte daraus eine Kombination aus 13 Schlüsselkriterien, mit denen er den Wahlausgang vorhersagen konnte. Die Grundthese des Professors: Über Wahlen urteilen die Bürger über das Erscheinungsbild und die Stärke der Partei, die gerade an der Macht ist. Ereignisse der Wahlkampagnen oder Werbeetats seien dagegen nicht entscheidend.
Zu den 13 Faktoren gehören beispielsweise Aussagen wie: »Es gab soziale Proteste während der letzten Amtszeit«; »Es gab eine wirtschaftliche Rezession«; »Der amtierende Präsident ist charismatisch oder ein Volksheld«, »Die amtierende Regierung hatte militärische Erfolge zu verbuchen«. Bei einer bestimmten Anzahl an »falschen« Aussagen kann dann konkret ermittelt werden: Der Herausforderer gewinnt oder verliert. Bei der vergangenen Wahl sah er sieben Gründe für die Wahlniederlage der Demokraten. Die Konkurrenz zwischen Bernie Sanders und Hillary Clinton, die erfolgreiche Blockadehaltung der Republikaner, wie auch der Einfluss der Black Lives Matter- und Tea-Party-Bewegung konnten beispielsweise durch das Modell abgebildet werden.
Die Meinungsumfragen der Forschungsintitute hält Lichtman dagegen für bedeutungslos. Bei menschengemachten Systemen bräuchte man viel mehr die Perspektive des Historikers. Im Gespräch mit »Deutschlandfunk« nannte er die zahlreichen Prognosen so auch den »Trugschluss falscher Präzision«. Sie würden lediglich verschiedene tagesaktuelle Umfragen zusammenfassen. Der US-amerikanische Wahlspezialist Nate Silver hatte demnach mit einer Wahrscheinlichkeit von 71,5 Prozent ausgesagt, dass Clinton Präsidentin werden würde. »Nate Silver arbeitet nicht wissenschaftlich, er ist ein Buchhalter«, so Lichtman mit seinem harschen Urteil gegenüber dem »Deutschlandfunk«.
Für die These, dass Trumps Präsidentschaft nur von kurzer Dauer ist, gäbe es bereits jetzt schon verschiedene Indikatoren, erklärt der Professor. Der Immobilienmilliardär habe beispielsweise schon sein ganzes Leben lang ein »recht lockeres Verhältnis zu Recht und Gesetz gehabt«. Vielen Republikanern ist er zudem ein Dorn im Auge, da er unkontrollierbar erscheint. Nervosität mache sich unter den Konservativen breit. Große Teile der amerikanischen Gesellschaft dürften sich freuen, wenn Lichtman bei seiner Prognose wieder einmal richtig liegt.
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