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Neonazi »Laser Man« vor Auslieferung?

Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main verfolgt John Ausonius aus Schweden wegen des Mordes an der Jüdin Blanka Zmigrod im Jahr 1992

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.

Deutschland soll die Auslieferung des in Schweden verurteilen Neonazis John W. A. Ausonius gefordert haben. Das meldete die schwedische Zeitung »Aftonbladet« am Wochenende. Der deutschstämmige Schwede hatte zwischen August 1991 und Januar 1992 in Stockholm und Uppsala willkürlich auf zehn Migranten geschossen und dabei einen Iraner getötet. Sein Motiv? Fremdenhass.

Die Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main geht dem Verdacht nach, der in Haft sitzende Ausonius könnte auch in einen Mord in der Mainmetropole verwickelt sein. In der Nacht zum 23. Februar 1992 war die Garderobenfrau Blanka Zmigrod durch einen Kopfschuss ermordet worden. Die Polizei fand später heraus, dass die 68-jährige Jüdin wenige Tage zuvor einen heftigen Streit mit dem Rechtsextremisten Ausonius gehabt hatte. Die Ermittlungen wurden jedoch wegen Erfolglosigkeit zunächst eingestellt. Offenbar bewirkten aber Proteste eine Neuaufnahme. Bereits 2015 verhörten deutsche Beamte Ausonius in Schweden.

Ausonius benutzte für seine Mordanschläge ein Gewehr mit Laservorrichtung – daher nannte man ihn in Schweden »Laser Man« – und einen Revolver. Seinen Lebensunterhalt finanzierte er durch 18 Banküberfälle. Dabei benutzte er zumeist ein Fahrrad; zu seinen Mordanschlägen fuhr er oft mit Mietwagen. Der Neonazi war bis zu seiner Festnahme im Juni 1992 mehrfach in Deutschland. Er nutzte dabei einen deutschen Reisepass auf den Namen Manfred Tilo Ulbrich, der am 17. Februar 1992 in Dresden ausgestellt worden sein soll. Der Neonazi bekannte sich zwar erst im Jahr 2000 zu ihm nachgewiesenen Taten, seine Mordserie war allerdings schon zuvor in der rechtsextremen Blood&Honour-Bewegung begeistert wahrgenommen worden.

Im Januar 2012 stellte das Bundesamt für Verfassungsschutz fest, es bestehe die Möglichkeit, dass die Jenaer Rechtsradikalen des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) durch die im Jahr 2000 veröffentlichte Publikation »Field Manual« Kenntnis von den durch Ausonius verübten Anschläge auf Ausländer erhalten haben und dessen Vorgehensweise als ,Blaupause‘ für die Taten des Trios diente. Zudem bestanden zwischen der deutschen und skandinavischen ,Blood&Honour‘-Bewegung vor allem Ende der 1990er Jahre und zu Beginn des neuen Jahrtausends Kontakte, durch die das »Trio« möglicherweise über die Vorgehensweise und Taten des Ausonius informiert war, notierten die Geheimdienstanalytiker.

Die Bundestagsabgeordnete Martina Renner, die unter anderem schon als Obfrau der Thüringer Linksfraktion im dortigen ersten Untersuchungsausschuss gearbeitet hat, hält es gegenüber »nd« für »dringend geboten, die Beziehungen von Ausonius und dessen Umfeld zum NSU-Netzwerk zu beleuchten«. Es sei erschreckend festzustellen, »dass ohne den NSU-Komplex der Mord an Blanka Zmigrod möglicherweise ungesühnt geblieben wäre«. Renner hofft, dass die Frankfurter Staatsanwaltschaft »die Auslieferung mit allem gebotenen Nachdruck betreibt«.

Bereits 2014 hatte die Linksfraktion im Bundestag nach dem Fortgang der Ermittlungen gefragt. Jedoch äußerte sich die Bundesregierung »nicht zu den Einzelheiten dieses Ermittlungsverfahrens, um den Fortgang der Ermittlungen nicht zu gefährden«. Zudem handle es sich um einen Ländersachverhalt. Der für Terrorismusfälle zuständige Generalbundesanwalt hatte wohl eine Übernahme der Untersuchung »des Tötungsdelikt zum Nachteil von Blanka Zmigrod« erwogen, doch offenbar blieb der Fall bei den Staatsanwälten in Frankfurt am Main. Sie haben nun offenbar genügend Belege für die Schuld von John Ausonius gesammelt, um eine Auslieferung zu beantragen.

Der heute 63-Jährige war 1992 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden, hat allerdings inzwischen regelmäßig Ausgang. Laut schwedischen Rechtsexperten könnte seine Haftentlassung bevorstehen.

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