Mit nachhaltigem Anbau aus der Krise

Kaffeebauern in der kongolesischen Unruheprovinz Kivu schlagen ökologischen Weg ein

  • Katja Neuendorf, SODI
  • Lesedauer: 3 Min.
Nachhaltiger Kaffeeanbau sichert Existenzen in Kongo.
Nachhaltiger Kaffeeanbau sichert Existenzen in Kongo.

Schon in den 20ern wurde in der kongolesischen Region Kivu Kaffee angebaut. In den 70er und 80er Jahren war die Demokratische Republik Kongo führender Exporteur der braunen Bohne in Afrika. 1990 machte Kaffee 75 Prozent aller Exporte aus. Doch mit den anschwellenden Konflikten ging die Produktion erheblich zurück. Waren es 1989 noch 20 000 Tonnen Kaffee, wurde 2003 lediglich ein Fünftel der Menge in Kivu geerntet. Durch die teilweise Befriedung der Region stiegen die Produktionsraten 2008 wieder leicht an.

In der von langjährigen Konflikten zerrütteten Region lebt die Mehrheit der Bevölkerung von Subsistenzwirtschaft. Doch die landwirtschaftlichen Erträge sind gering und es fehlt an alternativen Einkommensquellen. »Neben der ökonomischen Instabilität, haben oft auch Soldaten die Plantagen besetzt, so dass niemand sie mehr pflegte und sie langsam verödeten«, erzählt Naum Butoto, Direktor von UGEAFI, der lokalen Partnerorganisation von SODI.

Doch auch die fehlende staatliche Unterstützung bringt viele Hindernisse mit sich. Butoto, der selbst aus Süd-Kivu stammt, sieht zahlreiche Probleme: »Es gibt keinerlei Sicherheiten. Die Bauern können jederzeit ihre Anbaufläche verlieren. Wenig Ersparnisse und ausbleibende Kredite lähmen die Entwicklung. Auch mangelt es an hochwertigem Saatgut und Materialien zur Weiterverarbeitung. Das alles lähmt die Kaffeeproduktion.« Eine korrupte Bürokratie verschlimmere die Situation weiter. Mit fehlenden Straßen, Märkten und Lagern gebe es für die Landbevölkerung kaum eine Möglichkeit, ihre Ernte direkt auf den städtischen Märkten zu verkaufen. So seien sie gezwungen, Geschäfte mit lokalen Zwischenhändlern zu Tiefstpreisen einzugehen. »Andernfalls müsste man den lebensgefährlichen Weg über den Kivu-See in Kauf nehmen, um die Produkte in Ruanda zu besseren Preisen zu verkaufen«, erklärt Butoto. Jedes Jahr ertrinken mehrere hundert Menschen auf diesem Weg.

Gemeinsam mit SODI will UGEAFI gegen diese Missstände vorgehen und den Menschen durch eine bessere Kaffeeproduktion wieder eine Perspektive geben. Denn Kaffee bedeutet für die Menschen in Kivu Zukunft: »Seit zehn Jahren steigt die weltweite Kaffeenachfrage um jährlich zwei Prozent. Die Versorgung scheint jedoch zu stagnieren. Ein intensiver Kaffeeanbau wäre eine gute Gelegenheit, Armut in der Region durch mehr Exporte zu bekämpfen«, so Butoto.

Die Region Süd-Kivu besitzt die richtigen Voraussetzungen zum Anbau des hochwertigen Arabica-Kaffees. Die reichhaltigen Böden und das heiß-feuchte tropische Klima begünstigen den Anbau in der bergigen Region. Aber auch Kivu spürt die Folgen des Klimawandels und der vergangenen Umweltsünden. Die industrielle Landwirtschaft und die Abholzung der Wälder begünstigen heute die Bodenerosion. Immer häufiger auftretende starke Regenfälle und Überschwemmungen erschweren die Landwirtschaft zusätzlich.

»Wir brauchen dringend nachhaltige Anbaulösungen! Weiterbildungen im ökologischen Landbau zeigen den Menschen wie natürliche Düngemittel und Strohabdeckungen funktionieren und wie wir unseren Ackerboden wieder regenerieren«, erklärt der Direktor von UGEAFI. »Wir wollen die Menschen über die Gefahren von Erosion aufklären und ihnen mit guten Material helfen, die Kaffeeproduktion zu verbessern.«

Bis 2015 hat die Organisation bereits neun Pflanzenschulen in der Region angelegt und durch sie mehrere Hunderttausende hochwertige Setzlinge verteilt. Naum Butoto ist stolz auf das Ergebnis: »Durch die Einkünfte aus dem Kaffeeanbau kann ein Haushalt die Ausgaben für Schulbildung und Gesundheitsversorgung decken.« Durch neue Maschinen wird die Produktion des Kaffees in Süd-Kivu qualitativ verbessert.

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