Nicht eine weniger!
Indigene Frauen kämpfen für ihre Rechte
Hunderttausende argentinische Frauen gingen im Juni 2015 unter dem Motto »Ni Una Menos!« (»Nicht eine weniger!«) auf die Straße, um gegen die sexistische Gewalt zu protestieren, der sie ständig ausgesetzt sind. Besonders indigene Frauen leiden unter systematischen Verletzungen ihrer Rechte. Schon bei der Bildung, die ihnen eigentlich den Weg zur Selbstbestimmung und besseren Lebensbedingungen ebnen soll, stoßen sie auf fast unüberwindbare Hindernisse.
Die übermäßig hohe Analphabetenquote unter den indigenen Frauen spricht für sich. Viele indigene Gemeinden sind allenfalls mit einer schlecht besetzten Grundschule ausgestattet. Um eine weiterführende Schule zu besuchen, müssen weite Strecken zurückgelegt oder sogar der Wohnort gewechselt werden. Für eine indigene Frau ist dies mit großen Schwierigkeiten verbunden. Die Wege sind mühsam, vor allem mit Kindern, und nicht selten gefährlich. Geld für Verkehrsmittel oder gar eine Unterkunft in einem anderen Ort ist so gut wie nicht aufzubringen. Dazu kommt, dass die Lehrpläne der argentinischen Schulen nicht auf die Vielfalt der Ethnien des Landes abgestimmt sind. Die Städte, in denen weiterführende Bildung angeboten wird, erlauben es den Indigenas nicht, ihre traditionelle Lebensweise aufrecht zu halten. Häufig können sie nicht einmal ihre eigene Sprache beibehalten.
Häusliche Gewalt gegen Frauen ist in indigenen Siedlungen häufig. Die Frauen sind oft sogar mehrfacher Diskriminierung ausgesetzt - prekäre Arbeitsverhältnisse, Prostitution mangels alternativer Einkommensmöglichkeiten und sexuelle Übergriffe auf Mädchen in Internatssituationen sind nur einige Aspekte.
Viele indigene Frauen haben ihre traditionelle Rolle und den damit verbundenen Respekt verloren. Die Auflösung der Familienbeziehungen durch Landflucht oder Migration aufgrund mangelnder Bildungs- und Einkommensmöglichkeiten im Heimatdorf verschärft diese Situation.
Die Teilnehmenden des Projekts »Rechte Indigener Frauen« in der Provinz Jujuy versuchen zusammen mit dem Weltfriedensdienst (WFD) gegen diesen grundlegenden Missstand zu kämpfen. Sie verbreiten Informationen und ermutigen die Frauen, sich für ihre Bedürfnisse geeignete Bildungseinrichtungen zu suchen. Die WFD-Partnerorganisation COAJ selbst hat hier einen wichtigen Schritt unternommen und einen eigenen weiterführenden Studiengang »Indigene Entwicklung« geschaffen. Aber vor allem hilft das Projekt den Frauen dabei, sich an Gerichte zu wenden, wenn ihre Rechte verletzt werden.
In den letzten Jahren wurden durch die Arbeit von COAJ immer mehr Frauen in führenden und beratenden Positionen als Hüterinnen des Wissens um Wasserbewirtschaftung, Saatgut, Viehhaltung, Medizin und Geschlechterkonflikte involviert. Die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen zu den Themen - Zugang indigener Frauen zum Gesundheitswesen und sexualisierte Gewalt in Gesundheitseinrichtungen - brachte Fortschritte in diesen Bereichen. Es bedarf der aktiven Teilhabe der indigenen Bevölkerung, um die Situation weiter zu verbessern. Dessen ist sich vor allem COAJ-Präsidentin Natalia Sarapura bewusst: »Die indigenen Frauen sind besonders gefährdet, besonders verwundbar, in ganz Lateinamerika, in Argentinien, in Jujuy. Dagegen muss dringend etwas getan werden, gemeinsame Aktionen sind dringend nötig!«
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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