»Faschos, verpisst euch!«

Nach Brandanschlag auf k-fetisch : Linke Läden in Berlin Neukölln rufen zur Demonstration gegen rechte Hetze und Gewalt auf

  • Elsa Koester
  • Lesedauer: 3 Min.

Angriffe auf linke Läden sind in Neukölln keine Seltenheit. Erst im Oktober setzten Unbekannte das Auto der Geschäftsührerin der »Falken« in Brand, einer linken Jugendorganisation – direkt vor dem Anton-Schmaus-Haus. Das war in den Jahren zuvor öfter das Ziel rechter Angriffe, genau wie andere Galerien und Kneipen. In der Nacht zu Montag verübten Unbekannte nun einen Brandanschlag auf das Kollektivcafé »k-fetisch« in der Wildenbruchstraße. In derselben Nacht wurden die Scheiben des linken Buchladens Leporello in Rudow eingeschlagen.

Die Betroffenen und linke Aktivisten in Neukölln wollen gegen diesen erneuten Einschüchterungsversuch auf die Straße gehen. Das linke »Bündnis Neukölln«, in dem neben antirassistischen und linken Läden auch die Berliner Abteilung der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, die Grünen und die Arbeiterwohlfahrt AWO vertreten sind, mobilisiert für den Freitag Abend zum Protest. Unter dem Motto »Faschos, verpisst euch – Gegen rechte Hetze und Gewalt« soll eine Demonstration am Hermannplatz starten. Die Organisatoren erwarten etwa 500 Teilnehmer*innen.

Dass der Brandanschlag auf die Räume des k-fetisch nicht zu größeren Schäden geführt hat, scheint Zufall gewesen zu sein. Der Brandsatz sei unter einem aufgebrochenen Rollladen deponiert worden, berichtet Rolf Sommer vom Café-Kollektiv. Das Feuer sei jedoch erloschen, bevor es den Innenraum erreichen konnte. Das Café befindet sich im Erdgeschoss eines Wohnhauses. Da eine politische Motivation bei der Tatbegehung nicht auszuschließen sei, habe der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen, sagte die Polizei am Montag.

»Die neuesten Angriffe zeigen uns, wie wichtig es ist, öffentlich gegen Rassismus und Nazis Position zu beziehen«, sagt Sommer gegenüber »nd«. »Der neueste Anschlag kam für uns überraschend. Der direkte Auslöser dafür ist unklar.«

Ein Grund für die erneuten Anschläge könnte jedoch eine Liste linker Läden und Geflüchtetenunterkünften sein, die eine Gruppe militanter Berliner Neonazis, die »Freien Kräfte Neukölln«, jüngst veröffentlichte. »Diese Aktion erinnert an die sogenannte «Linke Läden»-Auflistung des rechtsextremen Netzwerks ‘Nationaler Widerstand Berlin’ (NW-Berlin) aus den Jahren 2009 sowie 2011«, schrieb die »Mobile Beratungsstelle gegen rechts« dazu auf Facebook.

Schon damals hatte solch eine Liste eine Serie von Angriffen auf linke Etablissements ausgelöst. Als Reaktion hatte sich das linksradikale Bündnis »Kein Ort für Nazis! Neukölln gegen rechts« gegründet. Darin war das k-fetisch ebenso organisiert wie die Galerie Olga Benario, der Stadtteilladen »Lunte« oder der links-queere Projektraum H48. »Ziele der Kampagne sind die Sensibilisierung der Anwohner_innen für die zunehmenden Naziproblematik in Neukölln/Kreuzberg, die Entwicklung wirksamer Gegenstrategien und die solidarische Vernetzung aller betroffenen Einrichtungen«, steht im Gründungspapier. Diese Aufgabe wurde dann von dem politisch breiteren »Bündnis Neukölln« übernommen. »Die sich über Jahre wiederholenden Bedrohungen von rechts müssen dazu führen, dass linke Läden und Cafés in Neukölln gut vernetzt bleiben«, betont Sommer.

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