Trumps tolles Tech-Titanen Treffen

Künftiger US-Präsident lädt Tech-CEOs zu Gespräch über wirtschaftliche Zukunft ein / IT-Angestellte rufen zu zivilem Ungehorsam auf

  • Florian Brand
  • Lesedauer: 3 Min.

Der künftige US-Präsident Donald Trump hat sich mit den Chefs der wichtigsten US-amerikanischen IT- und Technik-Konzerne getroffen, um über die Schaffung neuer Jobs und das Wirtschaftswachstum zu sprechen. Trump sagte zum Auftakt des Gipfels in New York: »Ich bin hier, um euch Leute zu unterstützen.« Angesichts der Auseinandersetzungen zwischen dem designierten Präsidenten und einigen der IT-CEOs während des Wahlkampfes sowie des rapiden Wertverlusts von Tech-Aktien seit den Wahlen eine befremdliche Formulierung. Die isolationistische Politik, mögliche Importzölle und rassistische Hasstiraden gegen EinwandererInnen gelten als mitverantwortlich für sinkende Börsenkurse der IT-Unternehmen. Diese sind angewiesen auf eine liberale Einwanderungspolitik, um ihren Fachkräftebedarf zu decken.

Unmittelbar vor dem Treffen hatten sich Angestellte großer Tech-Konzerne gegen die antimuslimischen Ressentiments des künftigen Präsidenten gestellt. Hunderte MitarbeiterInnen unterschrieben eine Onlineerklärung, in der sie zu zivilem Ungehorsam aufrufen und geloben, keine Daten für die von Trump befürwortete »Islam-Datenbank« zu liefern. Im Wahlkampf hatte der Immobilienmogul immer wieder gegen Muslime gehetzt und für seine Idee geworben, alle Muslime in den USA in einer gesonderten Datei erfassen zu lassen. Die Unterzeichner der Erklärung dagegen verweigern jede Unterstützung. Notfalls werde man Daten vernichten oder an die Öffentlichkeit gehen.

Anders als noch bei einem Treffen mit den fünf größten TV-Sendern im November, bei dem Trump die VertreterInnen minutenlang mit Hasstiraden überzogen haben soll, sei das Gespräch mit den IT-Chefs deutlich behutsamer gewesen. Auch nachdem anwesende JournalistInnen am Mittwoch den Konferenzraum verlassen hatten, sei der Ton freundlich und versöhnlich gewesen, berichtete der Finanzdienst Bloomberg unter Berufung auf Teilnehmer. Auch die Konzernchefs suchten offenbar einen Weg, die Kontroversen zu entschärfen, so Bloomberg. Neben Jobs sei es auch um Einwanderung, Handel und die Beziehungen zu China gegangen.

Das Treffen eingefädelt hatte Paypal-Mitbegründer Peter Thiel, der Donald Trump schon im Wahlkampf unterstützt hatte. Neben Trumps ältesten Kindern nahmen unter anderem die Chefs von Amazon (Jeff Bezos), Alphabet (Larry Page und Eric Schmidt), Facebook (Sheryl Sandberg), Apple (Tim Cook), Tesla (Elon Musk), Microsoft (Satya Nadella und Brad Smith), IBM (Ginni Rometty), Cisco (Chuck Robbins) und Intel (Brian Krzanich) teil. Facebook-CEO Mark Zuckerberg kam nicht selbst, sondern schickte seine Geschäftsführerin. Und Twitter-Chef Jack Dorsey war nicht eingeladen. Dabei hatte der Kurznachrichtendienst als Plattform eine zentrale Rolle für Trump im Wahlkampf gespielt und scheint auch derzeit bevorzugtes Medium des designierten Präsidenten zu sein.

Das Treffen war mit Spannung erwartet worden, weil das Verhältnis als vorbelastet gilt. Schon früh im Wahlkampf hatte ein Großteil der als liberal geltenden Tech-Branche gegen den Immobilienmogul Stellung bezogen. So hatte Facebook-Chef Zuckerberg die wirren Einwanderungspläne kritisiert, später aber Trump-Unterstützer verteidigt. Amazon-Chef Bezos, dem auch die Trump-kritische »Washington Post« gehört, wurde vom neu gewählten Präsidenten heftig kritisiert. Apple-CEO Cook kündigte gar an, im Falle der Wahl Trumps Kalifornien zu verlassen. Dieser hatte die Tech-Konzerne aufgefordert, mehr in den USA produzieren zu lassen. Ob Cook mit seiner Drohung nun ernst macht, ist unklar. mit Agenturen

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.