Kein Öl aus dem Arktiseis
Barack Obama will verhindern, dass sein Nachfolger Alaskas Küsten wirtschaftlich nutzt
Gemeinsam mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau hat der scheidende US-Präsident Barack Obama ein Verbot der Ölförderung vor der nördlichen Atlantikküste und vor Alaska ausgesprochen. Die beiden Regierungschefs wollen damit der stark auf die Belange der Ölindustrie abstellenden Politik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump einen Riegel vorschieben.
»Präsident Obama und Premierminister Trudeau sind stolz, Maßnahmen zu ergreifen, um eine starke, nachhaltige und gangbare arktische Wirtschaft und das Ökosystem dort zu sichern, mit wenig umweltverschmutzender Schifffahrt, wissenschaftlich geprüfter Handhabung der Meeresressourcen und einer Öl- und Gasförderung, die frei von Zukunftsrisiken ist«, lautet die gemeinsame Erklärung vom Dienstag.
Umweltbedenken hätten sie zu der Entscheidung veranlasst, erklärten die beiden mitte-links-orientierten Politiker. Das gelte besonders für die teils unerforschte Arktis, die zunehmend ins Blickfeld von Energieunternehmen rückt, seit die Erderwärmung das Eis schmelzen lässt. Das wiederum eröffnet besseren Zugang zu Ölfeldern auf dem Meeresboden.
Damit wird Bohren und Fördern auf 115 Millionen Acres - 465 000 Quadratkilometern - in der Arktis verboten und auf 3,8 Millionen Acres entlang der Atlantikküste von Süd-Virginia bis nach Maine und über die kanadische Grenze hinweg nach Norden. In der Arktis sollen damit Eisbären und Wale gerettet werden. Im Atlantik geht es um die Bewahrung ökologisch einzigartiger Korallensysteme.
Die Ölindustrie kritisierte die Entscheidung. »Offshore-Suche zu blockieren würde unsere nationale Sicherheit schwächen, gut bezahlte Arbeitsplätze vernichten und könnte Energie weniger erschwinglich für die Verbraucher machen«, sagte Erik Milito vom American Petroleum Institute.
Das Vorgehen von Trudeau und Obama war offensichtlich gegen die vom künftigen Präsidenten Trump angekündigte Politik gerichtet. Er setzt darauf, in den Bereichen Kohle und Öl Arbeitsplätze zu schaffen. Der designierte Präsident kündigte bereits an, viele der Umweltschutzmaßnahmen der Obama-Regierung rückgängig zu machen. Die Republikaner, die bisher im Abgeordnetenhaus die Mehrheit hatten - jetzt dominieren sie auch im Senat - haben Obamas Gesetze zum Umweltschutz wiederholt blockiert.
Der hat deshalb wiederholt auf alte Gesetze zurückgegriffen, die dem US-Präsidenten bestimmte Machtbefugnisse geben. So hat Obama das Pariser Klimaschutzabkommen ohne den Kongress ratifiziert, eine Öl-Pipeline durch ein Indianergebiet in North Dakota verboten, Wälder in Maine vor der Holzindustrie geschützt und unter Berufung auf das Luftreinhaltegesetz von 1970 Beschränkungen von Schadstoffemissionen verfügt. Der Oberste Gerichtshof der USA hat die Befugnisse des Präsidenten im Grundsatz bejaht, prüft derzeit aber, ob Obama dabei zu weit gegangen ist.
In seiner Erklärung vom Dienstag beruft sich Obama auf ein Gesetz von 1953, nach dem der Präsident Gebiete des Kontinentalschelfs jeder kommerziellen Nutzung entziehen kann. Das Gesetz sieht nicht ausdrücklich vor, dass der jeweilige Präsident so geschütztes Land wieder freigeben kann.
Trump nahm zu dem Schachzug Obamas zunächst nicht Stellung. Umweltschützer hoffen, dass die Obersten Richter sich an den Wortlaut des Gesetzes halten und damit eine Aufhebung unmöglich machen werden. Ölindustriesprecher Milito meinte dagegen, so etwas wie ein ewiges Verbot gebe es nicht. Rechtsprofessor Patrick Parenteau von der Rechtsfakultät in Vermont meinte, falls Trump Obamas Weisung aufhebe, müsse der Fall vor Gericht entschieden werden. »Es gibt keinen Präzedenzfall dafür.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.