Griechenland erhält nun doch Schuldenerleichterungen
Euro-Gruppenchef Dijsselbloem bestätigt Einigung / Athen sagt Einhaltung von Sparmaßnahmen zu
Brüssel. Die griechsiche Regierung unter Führung der Linkspartei SYRIZA und die internationalen Gläubiger haben ihren Streit um Schuldenerleichterungen offenbar beigelegt. Der Weg für die nötigen Verfahren beim sogenannten Rettungsschirm ESM sei nun frei, erklärte der Vorsitzende der Finanzminister der Euro-Staaten, Jeroen Dijsselbloem, am Samstag auf Twitter. Zuvor habe sich der griechische Finanzminister Efklidis Tsakalotos in einem Brief damit einverstanden erklärt, sich an frühere Vereinbarungen zu Staatsausgaben halten zu wollen.
Wie die Deutsche Presse-Agentur am Sonntag aus Kreisen des Finanzministeriums erfuhr, habe Finanzminister Tsakalotos versprochen, es werde nur in diesem Jahr eine einmalige Sonderrente zu Weihnachten geben. Zudem werde Griechenland alle Sparmaßnahmen einhalten, damit das Land dieses Jahr einen Primärüberschuss von 0,5 Prozent erreicht. Diese Überschüsse ohne Schuldendienst sollen wie mit den Gläubigern vereinbart 2017 und 2018 auf jeweils 1,75 und 3,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes steigen. Sollten diese Ziele nicht erreicht werden, will Athen zusätzliche Sparmaßnahmen treffen.
Pläne der griechischen Regierung, Rentnern ein Weihnachtsgeld von insgesamt 617 Millionen Euro auszuzahlen, hatten zuletzt für Unmut bei den anderen Euro-Staaten gesorgt. Zudem beschloss das griechische Parlament vor wenigen Tagen, den verringerten Mehrwertsteuersatz für bestimmte Inseln bis Ende 2017 zu verlängern. Nach Absprachen mit den Gläubigern sollte die Regelung eigentlich zum 1. Januar wegfallen.
Mit dem Brief aus Athen scheint der Streit nun beigelegt. Den Bedenken der Gläubiger sowohl zu Inhalt als auch Verfahren der griechischen Vorhaben sei nun Rechnung getragen, insbesondere, was die Renten angehe, hieß es aus Kreisen der Euro-Gruppe. Die Gläubiger des Landes werden von der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB), dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) vertreten.
Das hoch verschuldete Griechenand ist seit 2010 auf internationale Kredite angewiesen. 2015 hatte die Regierung in Athen in finanzieller Notlage im Gegenzug für das bislang letzte dritte Kreditprogramm von bis zu 86 Milliarden Euro umfangreiche Reformen bis 2018 zugesagt. dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.