Konzerne auf Einkaufstour
Beispiellose Fusionswelle in der Agrar- und Ernährungsindustrie
Berlin. Fünf der zwölf kapitalintensivsten Übernahmen börsennotierter Konzerne in den Jahren 2015 und 2016 fanden im Agrar- und Ernährungsbereich statt. Der Börsenwert der Fusionen im Landwirtschaftssektor übertraf vielfach den in anderen großen Branchen. So war 2015 der Wert der Fusionen von Unternehmen in der Agrar- und Lebensmittelindustrie mit 347 Milliarden Dollar fünf Mal höher als der im Pharma- oder im Ölsektor. Auch die Umsätze sind gigantisch: 2013 setzten allein die Konzerne für Landmaschinen und Agrartechnik weltweit 137 Milliarden US-Dollar um.
Diese Konzentration führt laut dem am Dienstag in Berlin vorgestellten »Konzernatlas 2017« zu wachsender Marktmacht von immer weniger Unternehmen, die global agieren. »Höfesterben, Landkonzentration, Patente und Monokulturen - das sind die Folgen der Konzernmacht im Ernährungssektor. Sie schafft massive Abhängigkeit für Bauern und Bäuerinnen und Konsumenten und Konsumentinnen von Konzernentscheidungen. Die Vielfalt für Ernährung und Natur bleibt auf der Strecke«, erklärt Barbara Unmüßig, Vorstand der mitherausgebenden Heinrich-Böll-Stiftung.
»Die Kartelle der Agrar- und Ernährungskonzerne bedrohen die Existenz vieler kleiner Bauern, entmündigen Verbraucher und die regionale Vielfalt des Lebensmittelhandwerks wird zerstört«, kritisiert auch Karin Binder, ernährungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag. Die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie sprach dagegen von einem »absurden Sammelsurium falscher Unterstellungen«, so Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff. Der Ernährungswohlstand in Deutschland sei überhaupt erst durch die industrielle Lebensmittelproduktion möglich geworden. had Seite 2
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