nd-Sonderpreis an den CFC

Chemnitzer Blindenfußballer stark gegen Diskriminierung

  • Max Zeising
  • Lesedauer: 2 Min.

Manchmal sind klare Statements nötig: An einem Spieltag der Blindenfußball-Bundesliga in Chemnitz hatte Jörg Fetzer ganz plötzlich eine Idee. Es war 2015, jene Zeit, in der Pegida im Kommen war. Dem Chemnitzer Spielmacher war wichtig, sich zu positionieren, also lief er in einer Spielpause zum DJ und wünschte sich den Song »No Pegida« von Yellow Umbrella. Es sollte ein Bekenntnis sein gegen den Rechtsruck, der insbesondere Sachsen erfasst hat.

Gegen Diskriminierung engagieren sich die Blindenfußballer des Chemnitzer FC gleich doppelt: Zum einen sorgen sie sich um die Integration blinder und sehbehinderter Menschen im Sport. Und zum anderen positionieren sie sich dabei klar gegen Rassismus. Unter Dutzenden Vorschlägen wählte unsere Redaktionsjury deswegen den CFC für den Sonderpreis »Sport gegen Diskriminierung« aus.

»Wir freuen uns, diesen Preis entgegenzunehmen«, sagt Jörg Fetzer, »das ist eine wichtige Ankerkennung unserer Arbeit und ein Zeichen dafür, dass diese auch außerhalb der Blindenfußballszene wahrgenommen wird.« Auch Trainer Michael Falb zeigt sich glücklich: »Es ist schön. Man freut sich, wenn Menschen auf uns aufmerksam werden.«

Durch den nd-Preis endet das bisher erfolgreichste Jahr der Chemnitzer Vereinsgeschichte mit einem Sahnehäubchen. In der abgelaufenen Blindenfußball-Bundesligasaison lief es für die Sachsen auch unerwartet gut: Die Chemnitzer erreichten am Ende Platz zwei hinter dem deutschen Meister Marburg. »Wir hatten eine starke Defensive und kassierten nur zwei Tore in sieben Spielen«, erklärt Fetzer den Erfolg und fügt an: »In der Offensive haben wir inzwischen mehrere Spieler, die Tore schießen können.«

Im Blindenfußball geht es nicht nur darum, sehbehinderte Menschen zu integrieren. Sondern auch um den Wettbewerb - und darum, für blinde Fußballer ein Stück Normalität zu schaffen. »Wir wollen demonstrieren, dass auch Menschen mit Behinderung ihr Leben gut meistern können«, so Fetzer. Und Trainer Falb ergänzt: »Eigentlich leisten wir mehr als nur Integration. Sehbehinderte spielen mit Sehenden zusammen - das ist Inklusion.« Der Torwart einer Blindenfußballmannschaft ist stets ein Sehender, die Feldspieler sind blind.

Die Zukunft des Bundesliga-Blindenfußballs in Chemnitz ist indes ungewiss. Der Ligaverband hat über den Kopf der Spielerinnen und Spieler einige Änderungen im Spielsystem verfügt, die in Sachsen für Bauchschmerzen sorgen. Längere Spielzeiten, mehr Spiele pro Spieltag: »Die Belastung wird steigen«, sagt Spitzenspieler Jörg Fetzer. »Wir wissen deshalb noch gar nicht, ob wir in der kommenden Saison überhaupt antreten werden.«

Das klingt nach reichlich Ungewissheit, wobei eines sicher ist: Ohne den CFC wäre der Blindenfußball deutlich ärmer.

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