Keine Überraschungsmannschaft mehr

Hertha BSC will ins internationale Geschäft und fährt selbstbewusst zum Duell nach Leverkusen

»Da sind wir wieder!« Richtig gut gelaunt eröffnete Marcus Jung, Medienchef von Hertha BSC, am Freitag die Presserunde. Neben ihm saßen Pal Dardai und Michael Preetz auf dem Podium - auch Trainer und Manager strahlten Vorfreude aus. Nach einem Monat Pause rollt der Ball am Wochenende in der Bundesliga wieder, die Berliner treffen am Sonntag in Leverkusen auf die Bayer-Elf. »Endlich geht’s los«, freute sich Preetz auf die Reise tief in den Westen.

Die gute Stimmung bei Hertha BSC hat mehrere Gründe. Zum einen die Winterpause - und deren Ende. »Trainingslager sind langweilig und haben mir als Spieler schon nicht gefallen«, gab Dardai zu, »Fußballer wollen spielen.« Als Trainer sprach er dann von einer richtig guten Vorbereitung, erst auf Mallorca und zuletzt wieder in Berlin. »Die Mannschaft hat sich sehr gut entwickelt.«

Hinzu kommt die gute Ausgangslage. Die Berliner starten als Tabellendritter ins Fußballjahr 2017. »Wir wollen es besser machen als vor einem Jahr«, betonte Preetz. In der Vorsaison war Hertha BSC nach der Hinrunde mit 32 Punkten ebenfalls Dritter, holte dann aber nur noch 18 Zähler und verschenkte mit Platz sieben die direkte Qualifikation für das internationale Geschäft. In den beiden Playoff-Duellen mit Bröndby Kopenhagen verpassten die Berliner dann auch noch die Gruppenphase der Europa League.

Nun ist es die erklärte Absicht, einen ähnlichen Absturz zu vermeiden. Im Trainingslager verkündete Trainer Dardai nach einer Mannschaftssitzung Platz sechs als Saisonziel: »Wir wollen international mitmischen.« Vorfreude und Ungeduld es zu beweisen, sind nachvollziehbar.

Der Wille ist das eine. Bei Hertha BSC sind im Vergleich zur Vorsaison aber auch Gewissheit und Vertrauen in die eigene Stärke gestiegen. Platz drei nennen die Verantwortlichen in Berlin nach der Wiederholung nicht mehr nur eine Überraschung. Und die Gründe, warum es in der zweiten Saisonhälfte diesmal besser werden soll, nennen sie auch. »Die Mannschaft ist erfahrener geworden«, erzählt Dardai. Die Berliner haben weder im vergangenen Sommer noch jetzt in der Winterpause Spieler abgeben müssen, die sie gern behalten hätten. Somit spielt das Team schon seit anderthalb Jahren zusammen.

Optimistisch macht Dardai zudem, dass der gesamte Kader an Qualität gewonnen hat. Und in dieser Hinsicht haben die Berliner aus einem vermeintlichen Nachteil gegenüber der Konkurrenz sogar Vorteile gezogen. Weil die finanzielle Situation von Hertha BSC nur wenig Spielraum auf dem überhitzten Transfermarkt zulässt, hatte der Klub zuletzt zu Saisonbeginn erklärt, lieber die eigenen Profis weiterzuentwickeln.

Beim Blick auf den Kader und das ausgegebene Ziel Europa sagte Manager Preetz am Freitag: »Wir haben alle Möglichkeiten.« Trainer Dardai ist für das Tagesgeschäft zuständig. Und er macht sich trotz zweier wichtiger Ausfälle kaum Sorgen vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen. Stürmer Salomon Kalou spielt mit der Elfenbeinküste gerade beim Afrika Cup, Mitchell Weiser fehlt noch immer verletzt. Dardai meinte, er habe genug Alternativen. Die gestiegenen Ansprüche nennt er »positiven Druck«.

Ein wenig warnte der Trainer aber doch noch. »Ja, wir haben sehr gut trainiert, aber in Leverkusen wird die Tagesform entscheiden.« Und eine realistische Einschätzung über Herthas Aussichten in der Rückrunde könne er erst nach vier Spielen treffen.

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