Gefühl und Realität

Hertha BSC siegt gegen ebenbürtige Ingolstädter

Romain Brégerie sprach über Gefühle. Der 30-Jährige ist Verteidiger, da gehört kompromissloses und rustikales Vorgehen irgendwie zum Handwerk. Aber auf dem Platz gehört er ebenso zu den eher feingeistigen Fußballern. Auch gegen Hertha BSC stellte er seine Abwehrkünste wieder mal unter Beweis: antizipieren und den Ball ablaufen, bevor es überhaupt zu einem Kontakt mit dem Gegner kommt. Brenzlige Situationen löste er elegant durch Ballannahmen mit der Brust oder dem Außenrist. Geholfen hat es nicht allzu viel, mit dem FC Ingolstadt verließ er am Sonnabend als Verlierer das Berliner Olympiastadion.

Nach dem 0:1 haderte Brégerie erst mit dem Spielverlauf. Nur etwas mehr als eine Minute hatte es gedauert, als Genki Haraguchi vor nur 33 000 Zuschauern das Tor des Tages erzielt hatte. Dann wurde der Franzose grundsätzlich: »Nach Spielen gegen Hertha hast Du immer das Gefühl, dass der Gegner nicht besser war.« Seine Wahrnehmung stimmte durchaus. Nach Anfangsschwierigkeiten kamen die Ingolstädter immer besser ins Spiel und hatten ihre ersten Torchancen kurz vor dem Pausenpfiff. In der zweiten Halbzeit waren die Gäste mindestens ebenbürtig und hatten genug Möglichkeiten, um auszugleichen.

Wirklich oft hatten Hertha BSC und der FC Ingolstadt noch nicht das Vergnügen miteinander. In gerade mal acht Pflichtspielen trafen sich die beiden Klubs bislang. Gewinnen konnten die Bayern noch nie, drei Unentschieden und fünf Niederlagen stehen in der Bilanz. Romain Brégerie erlebte seit dem Ingolstädter Aufstieg 2015 alle vier Erstligaduelle mit den Berlinern - und jedes Mal gewannen die Berliner, nur ein Mal davon mit mehr als einem Tor Unterschied.

Diese Serie macht Brégerie ratlos, frustriert war er von der aktuellen Niederlage. Das eigentlich positive Gefühl wird von der Realität immer wieder bitter enttäuscht - und das macht den Kampf um den Klassenerhalt nicht unbedingt leichter. »Wir haben seit November fast nur gute Spiele gemacht, auch heute wieder«, sagte Brégerie etwas resigniert. Dass der FC Ingolstadt trotzdem immer noch Vorletzter ist, daran musste ihn niemand erinnern.

Mitte November war Ingolstadt auch Vorletzter, allerdings mit nur zwei gewonnenen Punkten aus den ersten zehn Saisonspielen. Dann kam Maik Walpurgis. Mit dem neuen Trainer holte der FCI aus bislang neun Spielen vier Siege und insgesamt 13 Punkte. »Wir hätten das 1:1 verdient gehabt«, sagte Walpurgis im Olympiastadion und ist sich sicher: »Wenn wir weiter so spielen, dann werden die Punkte auch kommen.« Noch fehlten ein paar Kleinigkeiten zum Glück, meinte Trainer.

Mit dem Glück aber ist das im Fußball ja immer so eine Sache, es trifft meist diejenigen, die oben stehen. Hertha BSC hatte vor dem Spiel gegen Ingolstadt vier der letzten fünf Spiele verloren, nur gegen den Letzten aus Darmstadt gelang ein Sieg. Dennoch gingen die Berliner als Sechster in die Partie und hatten das glücklichere Ende für sich. Ingolstadt hingegen konnte drei der letzten fünf Spiele gewinnen, darunter waren Siege gegen RasenBallsport Leipzig und Bayer Leverkusen. Und trotzdem stecken die Bayern nach wie vor im Tabellenkeller fest.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.