Bitte die Lippen benetzen und zuhören!

  • Lesedauer: 2 Min.

»Wortspiele kennzeichnen die Texte und Kolumnen von Max Goldt«, behauptet frech der Deutschlandfunk, wo man, wie so oft, nicht die Spur einer Ahnung hat, denn wenn es eines gibt, das die Texte und Kolumnen von Max Goldt nicht kennzeichnet, dann sind es Wortspiele. Vermutlich hasst er Wortspiele sogar, zumindest jene sattsam bekannten »anspielungsreichen« bzw. »lustigen« Wortspiele, bei denen der Austausch eines Buchstabens oder eine andere geringfügige Änderung in einem Wort eine überraschende Änderung der Wortbedeutung nach sich ziehen: »Merkel wirkt in jüngster Zeit ganz ausgemergelt bzw. ausgemerkelt.« Hahaha! Man kennt den beherzten Griff in die Wortspielhölle von schlechten Kabarettisten, nicht aber von ernstzunehmenden Schriftstellern wie Max Goldt. Goldt ist ein großer Stilist, seine Sätze atmen eine feine Eleganz und besitzen oft einen solch bezaubernden Witz, dass man sie immerfort zitieren möchte. Sein Werk bildet also praktisch das Gegenstück zum Werk Martin Walsers.

Goldt wird heute im alten Westen Berlins lesen, in Charlottenburg, »einem der letzten, inzwischen aber auch austrocknenden Refugien für auffällige alte Menschen« (Goldt). Den passenden Rahmen für die Lesung bildet auch der Saal, in dem sie stattfindet, nämlich das Theater am Kurfürstendamm, wo früher auffällige alte Menschen wie Edith Hancke und Günther Pfitzmann ihr Unwesen trieben. Dort wird Goldt »Schönes und Prachtvolles« aus seinem Werk vorlesen. Es ist anzunehmen, dass auch ein paar Schnurren und Prosabrocken aus seinem vor kurzem erschienenen Sammelband »Lippen abwischen und lächeln« zu Gehör gebracht werden, der »die prachtvollsten Texte 2003 bis 2014 (und einige aus den 90ern)« versammelt. tbl Foto: Billy & Hells

Max Goldt liest eigene Texte, 10. Februar, 20 Uhr, Theater am Kurfürstendamm, Charlottenburg

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