Neue Vorwürfe gegen Franz Beckenbauer
Beraterhonorar für WM 2010 floss offenbar in Steueroase
Frankfurt am Main. Ein Konto im Steuerparadies Gibraltar bringt Franz Beckenbauer in Bedrängnis: Die Schweizer Staatsanwaltschaft ist im Strafverfahren gegen den 71-Jährigen offenbar auf eine fragwürdige Zahlung gestoßen. Laut »Bild« war Beckenbauer im Rahmen der WM-Vergabe 2010 als Berater für den späteren Ausrichter Südafrika tätig - und wurde dafür entlohnt.
Der südafrikanische Fußballverband SAFA steckte 2004 allerdings in finanziellen Nöten. Deshalb sei der Weltverband gebeten worden, als Kreditgeber das fällige Honorar von mindestens 1,7 Millionen Euro an Beckenbauer und dessen Vertraute Andreas Abold und Fedor Radmann zu überweisen. Der damalige FIFA-Generalsekretär Urs Linsi, gegen den ebenfalls ermittelt wird, soll die Zahlung autorisiert haben. Die Anschuldigungen basieren auf umfassenden Aussagen des ehemaligen FIFA-Finanzchefs Markus Kattner. Weder Beckenbauer noch die FIFA kommentierten die neuen Vorwürfe.
Schon bei einer dubiosen Millionenzahlung in die Karibik war die FIFA als Mittelsmann tätig. Verrechnet wurde das Geld dann einfach mit der Summe, die für die Ausrichtung der WM ohnehin von der FIFA nach Südafrika ging. Später räumte die FIFA aber ein, dass die 10 Millionen Dollar, die wohl bei den Skandalfunktionären Jack Warner und Chuck Blazer ankamen, der Bestechung gedient haben. Die damaligen Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees sollen das Geld im Gegenzug für ihre Stimmen zugunsten Südafrikas erhalten haben. Beckenbauer war damals noch kein Exko-Mitglied.
Dass Beckenbauer für Beratertätigkeiten Geld nahm, ist nicht verwerflich. Nur dass die Summe - anders als bei Abold und Radmann - auf ein Firmenkonto in Gibraltar überwiesen wurde, rückt ihn erneut in ein schlechtes Licht.
Das Schweizer Verfahren gegen Beckenbauer läuft seit November 2015. Es geht um den »Verdacht des Betrugs, der ungetreuen Geschäftsbesorgung, der Geldwäscherei sowie der Veruntreuung« im Zuge seiner Tätigkeit als deutscher WM-Organisationschef. Beckenbauer bestreitet bislang alle Vorwürfe. SID/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.