DFB-Frauen zeigen Anzeichen der Besserung

Im zweiten Teil des Doppelpacks gegen Schottland wollen die DFB-Frauen ihre guten Ansätze aus dem Hinspiel bestätigen

  • Frank Hellmann
  • Lesedauer: 4 Min.
Eine der wenigen verbliebenen Wolfsburgerinnen im Nationalteam: Jule Brand (l.) im Duell mit Schottlands Leah Eddie.
Eine der wenigen verbliebenen Wolfsburgerinnen im Nationalteam: Jule Brand (l.) im Duell mit Schottlands Leah Eddie.

Die Zeiten liegen nicht so lange zurück, da diente der VfL Wolfsburg als der mit Abstand wichtigste Zulieferer für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft. Allein zehn VfL-Spielerinnen gehörten bei der WM 2023 noch zum Kader, acht standen beim letzten Gruppenspiel gegen Südkorea in der Startelf, als die Blamage von Brisbane den Tiefpunkt der jüngeren Historie manifestierte. Seitdem kämpft nicht nur der deutsche Frauenfußball gegen den Bedeutungsverlust. So wie der Autobauer Volkswagen sich gegen die weltweiten Krisen stemmt, sind auch die DFB-Frauen bemüht, sich gegen die wachsende Konkurrenz zu behaupten.

Seit dem Wochenende weilen die deutschen Fußballerinnen in der Autostadt, wo am Dienstag das Nations-League-Rückspiel gegen Schottland steigt. Mit Torhüterin Almuth Schult wird gleich noch eine besondere Persönlichkeit verabschiedet, als die Titel noch wie am Fließband an den Werksverein aus Niedersachsen gingen. Nun könnte es gut sein, dass mit Janina Minge und Jule Brand gerade mal zwei »Wölfinnen« im vorletzten Heimspiel vor der EM in der Schweiz im Sommer starten.

»Wir freuen uns auf Wolfsburg. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir noch mal 4:0 gewinnen. Denn das würde bedeuten, dass wir zweimal hintereinander eine stabile Leistung zeigen können«, sagte Bundestrainer Christian Wück. Das vorwiegend jugendliche Publikum soll möglichst viele Tore bejubeln, obgleich das Hinspiel in Dundee nicht so überzeugend geriet wie das Ergebnis vermuten ließ. Wück wollte im Nachgang nicht zu viel meckern: »Wir wollten unbedingt zu Null spielen. Es war noch nicht alles Gold was glänzt, aber es war schon auf einem hohen Niveau.« Der Wutausbruch gegen einen nur kämpferisch halbwegs ebenbürtigen Gegner verriet, dass dem 51-Jährigen der Kontrollverlust in gewissen Phasen der ersten Halbzeit ganz und gar nicht gefiel.

Auch Giulia Gwinn strich lieber das Positive heraus. »Die vergangenen Spiele ist das eine oder andere Gegentor zu viel gefallen. Wir hatten viel Dampf nach vorne, aber es ist noch nicht alles perfekt.« Die Kapitänin vom FC Bayern wollte einen »wichtigen Schritt in Richtung EM« gesehen haben. Immerhin kristallisieren sich erste Eckpfeiler heraus. Torhüterin Ann-Katrin Berger unterstrich im Tannadice Park, dass die 34-Jährige zu Recht die Nummer eins ist.

Vor ihr sammelte Verteidigerin Sophia Kleinherne erste Pluspunkte unter Wück. Wenn die Defensive so ausgedünnt ist, gibt die 24-Jährige von Eintracht Frankfurt eine verlässliche Lösung. »Die Kunst besteht darin, dass man da ist, wenn man gebraucht wird. Für mich war das ein Moment, der mir viel bedeutet hat.« Und so lange Lena Oberdorf noch ihre Reha absolviert, scheint mit Elisa Senß eine weitere Frankfurterin der beste Ersatz als Sechserin. Die mal wieder äußerst umtriebige 27-Jährige freute sich über ihren Prachtschuss zum frühen 1:0 (2.). »Dass er so reingeht, ist natürlich mega.«

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Ein Sonderlob vom Bundestrainer für viele gelungenen Umschaltaktionen heimste zudem Linda Dallmann ein, die als Spielmacherin zum Dreh- und Angelpunkt avancierte. In dieser Form gehört die 30-Jährige vom FC Bayern in die Stammbesetzung. Gut, dass auf einem rutschigen Rasen auch der Nachwuchs nicht außen vor blieb. Franziska Kett, seit Längerem in München als Toptalent gehandelt, gab als Linksverteidigerin ein ordentliches Debüt. »Ich war schon sehr nervös, mein erstes Spiel in der Startelf. Ich kann darauf aufbauen«, sagte die 20-Jährige. Jetzt würden sogar ihre Eltern zum nächsten Spiel nach Wolfsburg kommen. »Da gebe ich auf jeden Fall noch mal Vollgas.«

Selbiges gilt genauso für Cora Zicai, die in ihrem dritten Länderspiel mit einem schönen Schlenzer ihr zweites Tor erzielte. Allein ihre Kreativität sollte mit einer EM-Nominierung belohnt werden. Ich freue mich über jede Spielminute», sagte die noch beim SC Freiburg spielende 20-Jährige am Sonntag. Zu den Gerüchten über einen Wechsel im Sommer zum VfL Wolfsburg erklärte sie nur: «Es wird halt viel gesprochen. Ich bin dem Verein Freiburg sehr dankbar für das viele Vertrauen. Ich bin am Überlegen, was der nächste Schritt sein kann.» Vielleicht in die Stadt wechseln, die mal wichtigster Zulieferer der Nationalelf war?

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