18 Monate Haft für Soldaten nach Tötung eines Palästinensers

Militärgericht in Israel verkündet Strafmaß nach Totschlag-Urteil / Palästinensische Autonomiebehörde kritisiert Urteil als zu milde

  • Lesedauer: 3 Min.

Tel Aviv. Wegen der Tötung eines schwer verletzt am Boden liegenden Palästinensers ist der israelische Soldat Elor Asaria zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Militärgericht in Tel Aviv gab das Strafmaß für den im Januar wegen Totschlags schuldig gesprochenen Soldaten am Dienstag bekannt. Der Fall hatte die israelische Öffentlichkeit gespalten, die palästinensische Autonomiebehörde reagierte empört auf die ihrer Ansicht nach zu milde Strafe.

Asaria drohten bis zu 20 Jahre Haft. Die Militärstaatsanwaltschaft hatte zwischen drei und fünf Jahre Haft gefordert, Asarias Verteidigung plädierte auf nicht schuldig.

Ein palästinensischer Mitarbeiter einer israelischen Menschenrechtsorganisation hatte den Vorfall vom 24. März 2016 gefilmt, so dass er an die Öffentlichkeit gelangte.

Asaria war zum Tatzeitpunkt 19 Jahre alt. Der 21-jährige Palästinenser Abdel Fattah al-Sharif hatte in Hebron im israelisch besetzten Westjordanland gemeinsam mit einem Komplizen einen Soldaten mit einem Messer angegriffen und leicht verletzt. Nachdem andere Soldaten auf ihn geschossen hatten, lag er blutend auf der Straße. Sein Komplize war bereits tot.

Elf Minuten nach dem Angriff kam Asaria als Militärsanitäter zum Tatort und tötete den wehrlosen Palästinenser aus der Nähe durch einen Kopfschuss. Bevor er schoss, soll er gesagt haben, der Palästinenser habe den Tod verdient.

Asaria verbrachte bereits zehn Monate in Haft; zunächst war nicht klar, ob diese Zeit auf die Strafe angerechnet wird oder nicht.

Der Fall schlägt in Israel weiter hohe Wellen. Rechtsgerichtete Politiker, allen voran Regierungschef Benjamin Netanjahu, sprachen sich für Asarias Begnadigung aus. Unterstützer organisierten Solidaritätsdemonstrationen für Asaria. Eine Meinungsumfrage ergab vor kurzem, dass mehr als zwei Drittel der Israelis dafür eintreten, Asaria zu begnadigen.

Die drei Militärrichter und Generalstabschef Gadi Eisenkot, der sich für den Militärprozess eingesetzt hatte, wurden im Internet und bei Kundgebungen massiv bedroht.

Nach Auffassung der Richter war von dem wehrlos am Boden liegenden Palästinenser keinerlei Gefahr für den Soldaten ausgegangen. Die Verteidigung machte dagegen geltend, Asaria habe gedacht, dass der Palästinenser einen Sprengstoffgürtel versteckt habe.

Medienberichten zufolge ist Asaria seit mehr als zehn Jahren der erste israelische Soldat, der wegen Totschlags verurteilt wurde. Als der kahlgeschorene Soldat in seiner olivgrünen Uniform am Dienstag den Gerichtssaal betrat, wurde er mit Applaus begrüßt.

Vor dem Gericht bekundeten mehrere Dutzend Demonstranten ihre Solidarität mit Asaria. Auf Schildern und Transparenten hieß es: »Kämpfer lässt man nicht fallen« oder »Tod den Terroristen!« Auch vor dem Verteidigungsministerium in Tel Aviv demonstrierten zahlreiche Israelis für Asaria.

Der Sprecher der palästinensischen Autonomiebehörde, Tarek Rischmawi, sagte der Nachrichtenagentur AFP, das jetzt verkündete Strafmaß bedeute »grünes Licht für die Besatzungsarmee, ihre Verbrechen fortzusetzen«. AFP/nd

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