USA: Unbekannte schänden jüdischen Friedhof

Rabbi berichtet von mehr als 500 geschändeten Gräbern in US-Großstadt im Bundesstaat Pennsylvania

  • Lesedauer: 2 Min.

Washington. Auf einem jüdischen Friedhof in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania haben Unbekannte hunderte Grabsteine geschändet. Wie örtliche Medien am Sonntag berichteten, wurden manche der zum Teil über hundert Jahre alten Grabsteine auf dem Mount-Carmel-Friedhof in zwei Teile zerschlagen. Ein Rabbi sagte dem Fernsehsender WPVI, ein Gemeindemitglied habe mehr als 500 geschändete Gräber gezählt, darunter auch einige Grabstätten von Quäkern und Muslimen.

Die Hintergründe der Tat waren zunächst unklar, die Polizei nahm Ermittlungen auf. Die Anti-Defamation-League, die sich gegen Antisemitismus und die Diskriminierung von Juden einsetzt, setzte eine Belohnung von 10.000 Dollar (rund 9460 Euro) für Hinweise zur Ergreifung der Täter aus. Auch das israelische Außenministerium verurteilte die Tat. Ministeriumssprecher Emmanuel Nahschon schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, die Schändung des Friedhofs sei schockierend und besorgniserregend.

Erst vor einer Woche waren auf einem jüdischen Friedhof in St. Louis im Bundesstaat Missouri mehr als hundert Grabsteine beschädigt worden. Die jüdischen Gemeinden in den USA berichten seit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump außerdem von einer Zunahme der bei ihnen eingehenden Drohungen - am äußersten rechten Rand der Trump-Anhängerschaft gibt es Gruppierungen mit rassistischer und antisemitischer Ideologie. Trump selbst bestreitet, rassistisch oder antisemitisch zu sein.

Am Dienstag vergangener Woche verurteilte Trump die Zunahme antisemitischer Vorfälle in den USA als »schreckliche« und »schmerzhafte« Entwicklung. Die Drohungen gegen die jüdischen Gemeinden seien eine »sehr traurige Mahnung«, dass im Land noch viel Arbeit zu leisten sei, »um Hass, Vorurteile und Böses auszumerzen«. Bürgerrechtler beklagen jedoch, dass sich Hass-Gruppen in den USA seit dem Wahlsieg des Rechtspopulisten im Aufwind sehen. Agenturen/nd

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!