Rauben und saufen

Ein märchenhafter Einstieg in klassische Musik

Der Esel ist das Akkordeon, die Katze das Bassetthorn, der Hahn ist die Trompete, der Hund das Schlagzeug und manchmal auch ein Waschbrett - zusammen sind sie die Bremer Stadtmusikanten, deren grausam-glückliche Überlebensgeschichte von Marko Simsa zu einem Kinderkonzert mit Bildern ausgearbeitet wurde. Die Kleinen können also nicht nur einer CD lauschen, sondern die Geschichte zugleich in einem packend illustrierten Bilderbuch verfolgen. Geschickt werden sie so an die Welt der klassischen Musik herangeführt.

Marko Simsa/ Birgit Antoni: Die Bremer Stadtmusikanten.
Annette Betz Verlag. 24 S. m. CD, geb., 14,95 €.

Simsa, der sich schon mit anderen Musikbilderbüchern wie »Peter und der Wolf« und »Karneval der Tiere« große und kleine Fans gemacht hat, ordnet auch diesmal jedem Tier ein Instrument zu. Alle zusammen werden sie zu Beginn vorgestellt.

Der Autor liest sodann mit ruhiger Stimme die Geschichte der vier Tiere, die, alt geworden, von ihren Besitzern getötet werden sollen, jedoch dem sicheren Tod entfliehen und schließlich gemeinsam einen geruhsamen Lebensabend verbringen. Sprachlich hat Simsa Grimms Märchen leicht entstaubt und gestrafft, erspart uns jedoch nicht die Brutalität der Vorlage. Die Tiere sollen erbarmungslos erschlagen, ersäuft und geköpft werden. Jede Szene wird mit einem Musikstück abgeschlossen, das mal mit sanften Barockklängen schmeichelt, mal mit beschwingten Marsch- und Tangorhythmen mitreißt. Das Räuberlied hat das Zeug zum Ohrwurm: rauben, raufen und saufen badum.

Empfohlen ist das Musikbilderbuch für Kinder ab drei. Es verlangt ihnen Geduld ab, müssen sie doch abwarten, bis das in Kinderzeitrechnung gefühlt ellenlange Orchesterstück zu Ende ist, statt im Buch weiterzublättern, um zu sehen, wie es Hund, Esel, Katze und Hahn ergeht. Aber die Übung gelingt. Nach anfänglicher Zappeligkeit kann das Konzert mit Bildern auch die Kleinsten fesseln, so dass sie am Ende nach »noch mal vorlesen« verlangen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.