Große Mehrheit will die »Ehe für alle«

Neue Umfrage: 75 Prozent für völlige Gleichstellung von lesbischen und schwulen Paaren / Kerkeling nennt Blockade in der Großen Koalition »beschämend«

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. In der Großen Koalition gab es in dieser Woche keine Einigung auf eine »Ehe für alle« - eine große Mehrheit der Bundesbürger wünscht diese aber, wie sich nun erneut in einer Umfrage zeigt: Laut Emnid wollen 75 Prozent der Bundesbürger eine völlige Gleichstellung von lesbischen und schwulen Paaren im Eherecht. 20 Prozent der Befragten sind demnach dagegen, dass homosexuelle Lebenspartnerschaften mit der Ehe zwischen Mann und Frau rechtlich vollständig gleichgestellt werden. Der Rest machte keine Angabe. Im Januar hatte eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) sogar 83 Prozent Zustimmung zu der Aussage gebracht, Ehen zwischen zwei Frauen oder zwei Männern sollten erlaubt sein.

In Deutschland gibt es seit August 2001 als Sonderform für gleichgeschlechtliche Paare die eingetragene Lebenspartnerschaft. Insbesondere, dass diese Paare nicht gemeinsam Kinder adoptieren dürfen, führt immer wieder zu Diskussionen.

Auch der Entertainer Hape Kerkeling (52) hält die Einführung der »Ehe für alle« für überfällig. »Ich finde es beschämend für Deutschland, dass das nicht schon längst geschehen ist«, sagte er dem Magazin »Der Spiegel«. Eine Demokratie müsse sich immer daran messen lassen, wie sie mit ihren Minderheiten umgehe. Kerkeling, der erst kürzlich als Delegierter der CDU den Bundespräsidenten mitwählte, kritisiert die Partei dafür, dass sie eine Gleichbehandlung homo- und heterosexueller Paare ablehnt. »Also, Frau Merkel, ran an die Buletten«, so der Entertainer. »Das schaffen Sie!«

Viele Lesben und Schwulen nehmen Merkel eine Ausführung von 2013 zum gemeinsamen Adoptionsrecht von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnern übel. In einer ARD-Sendung hatte sie damals gesagt, sie tue sich »schwer damit«. »Und ich weiß, dass ich damit auch Menschen ihre Wünsche nicht erfülle.« Sie werde von sich aus und von ihrer Partei aus einen solchen Gesetzentwurf nicht einbringen, sagte sie damals. »Ich bin unsicher, was das Kindeswohl anbelangt, und diese Unsicherheit möcht ich einfach auch zum Ausdruck bringen dürfen, ohne dass ich jemanden diskriminieren möchte.« Inzwischen mehren sich auch in der Union Stimmen für einen Kurswechsel. CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Finanzministerium, äußerte erst jüngst den Wunsch, mit seinem Partner Kinder adoptieren zu wollen.

Der Entertainer Kerkeling wiederum hatte diese Woche sein Management bestätigen lassen, dass er sich verpartnert habe. Details wurden nicht genannt. Zu seinem Privatleben verliert der Fernseh- und Filmstar, der 1991 vom Schwulenaktivisten Rosa von Praunheim in einer Talkshow geoutet wurde, stets nur wenige Worte. Agentuen/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.