Anschlag in St. Petersburg: Behörden suchen zwei Verdächtige
Mutmaßliche Täter angeblich von Überwachungskameras gefilmt / Russische Medien sprechen von Dutzenden Opfern / Präsident Putin verspricht Aufklärung
St. Petersburg. Nach dem Terroranschlag in der russischen Stadt St. Petersburg suchen die Behörden Medienberichten zufolge nach zwei Verdächtigen. Einer von ihnen soll die Bombe in einer Aktentasche unter einem Sitz in der U-Bahn platziert haben, wie die Agentur Interfax am Montag unter Berufung auf Sicherheitskreise meldete. Der andere soll eine Bombe an der Metro-Station Ploschtschad Wosstanija (Platz des Aufstands) deponiert haben. Der zweite Sprengsatz wurde von Sicherheitskräfte entdeckt und unschädlich gemacht.
Bei dem Anschlag in der U-Bahn von St. Petersburg sind laut russischen Medienberichten zehn Menschen getötet worden. Etwa 30 weitere Menschen wurden bei der Explosion am Montag im U-Bahnhof Technologisches Institut im Zentrum der russischen Metropole verletzt, wie Interfax unter Berufung auf das Katastrophenschutzministerium meldete. Die Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen auf.
Die Untergrundbahn in St. Petersburg gilt als die tiefste der Welt. Aufgrund des sumpfigen Grundes mussten die Tunnelschächte in bis zu 100 Metern Tiefe und mehr gegraben werden. Die Rolltreppen in den Stationen sind entsprechend lang. Der Bau begann zu Sowjetzeiten. 1955 wurde im damaligen Leningrad die erste Linie eröffnet, 10,8 Kilometer lang mit acht Stationen.
Einige Stationen sind besonders prunkvoll. Heute gibt es fünf Metrolinien mit einer Streckenlänge von etwa 110 Kilometern und 67 Stationen. Täglich werden schätzungsweise etwa drei Millionen Menschen befördert. dpa/nd
Fotos in den sozialen Netzwerken zeigten Verletzte auf dem Bahnsteig und zerstörte Türen eines U-Bahn-Wagens. Alle U-Bahn-Stationen in der Fünf-Millionen-Stadt wurden geräumt. Feuerwehr und Rettungskräfte sind vor Ort, auch der Katastrophenschutz ist im Einsatz. Behördenquellen schätzten die Sprengkraft der Explosion auf 200 bis 300 Gramm Dynamit.
Am Abend meldete Interfax, einer der zwei mutmaßlichen Bombenleger sei von der Videoüberwachung gefilmt worden. »Die Videokameras der Metro haben den mutmaßlichen Urheber der Explosion gefilmt«, sagte ein nicht genannter Behördenvertreter der Nachrichtenagentur.
Präsident Wladimir Putin war am Montag in St. Petersburg, hielt sich aber nach Angaben seines Sprechers im Vorort Strelna auf. Die Sicherheitsbehörden würden die Explosion aufklären, versprach Putin. »Wir ziehen alle Möglichkeiten in Betracht - ob es eine kriminelle Tat war oder sie einen terroristischen Charakter hat«, sagte er Interfax zufolge. Alle Anzeichen deuteten auf einen Terroranschlag hin, sagte Viktor Oserow, Abgeordneter im russischen Föderationsrat.
Der genaue Hintergrund der mutmaßlichen Sprengstoffexplosion war zunächst unklar. In der Vergangenheit hatte es mehrere Anschläge auf die U-Bahn in Moskau mit zahlreichen Toten gegeben. In St. Petersburg gab es bislang keine Anschläge.
Der Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Steffen Seibert, schrieb auf Twitter: »Das sind furchtbare Nachrichten aus St. Petersburg: Unser Mitgefühl gilt allen Betroffenen und ihren Familien.« Bundesaußenminister Sigmar Gabriel sagte in Luxemburg, vieles deute auf »einen hinterhältigen Anschlag« hin, auch wenn die Hintergründe noch nicht klar seien.
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und die EU-Außenminister drückten ihr Mitgefühl für die Opfer aus. »Unsere Gedanken sind bei allen Menschen Russlands«, schrieb Mogherini am Montag auf Twitter. nd/Agenturen
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