Kapitalismuskritiker wollen Thesen anschlagen
»Wir können nicht anders«: Wissenschaftler und Politiker kritisieren Politik der Finanzmärkte / Gysi und Ex-Regierungssprecher Heye dabei
Berlin. Kritiker des Kapitalismus wenden sich nach Art des Reformators Martin Luther mit 95 Thesen gegen die Herrschaft der Finanzmärkte. Initiator eines entsprechenden Aufrufs ist der Linkspartei-Politiker André Brie. Unter der Überschrift »Banken zu Pflugscharen. Gemeinsam wider die Herrschaft der Finanzmärkte« wird unter anderem gefordert, das Finanzsystem unter demokratische Kontrolle zu stellen. Mit dem Titel wird auch auf das Motto »Schwerter zu Pflugscharen« der DDR-Friedensbewegung von Anfang der 1980er Jahre angespielt. Am Sonntag sollen die 95 Thesen zum Finanzsektor in Wittenberg vorgestellt werden. Mit dabei sind neben Brie auch Linkspolitiker Gregor Gysi und der Präsident des Humanistischen Verbandes und Urgestein der Grünen, Frieder-Otto Wolf, wie der Initiator am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte.
Bries Thesen werden nach eigenen Angaben bisher von 95 Politikern, Wissenschaftlern, Theologen und Künstlern unterstützt. Dazu zählen neben Gysi und Wolf unter anderem der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), das aus der DDR-Friedensbewegung kommende Pfarrer-Ehepaar Ruth und Hans Misselwitz, der Theologe Eugen Drewermann, der Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel, der frühere Regierungssprecher der Schröder-Regierung, Uwe-Karsten Heye, der Schriftsteller Ingo Schulze, die Sängerin Barbara Thalheim, der Schauspieler Peter Sodann, der Armutsforscher und Bundespräsidenten-Kandidat Christoph Butterwegge und der Schweizer Globalisierungskritiker Jean Ziegler. In These zwei schreibt Brie etwa: »War es vor 500 Jahren die Käuflichkeit des Seelenheils der Gläubigen durch den Ablasshandel, die Ausdruck einer großen Krise war, ist es heute die Käuflichkeit der Politik und ihre Unterordnung unter die Vorgaben der Finanzmärkte.« In These sieben kommt Papst Franziskus mit seiner Aussage »Diese Wirtschaft tötet« zu Wort. Die 95 Thesen Bries enden mit den Worten »Hier stehen wir. Wir können nicht anders. Für eine andere Welt.« epd/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.