Hero Norge eröffnet Unterkunft am 2. Mai

Umstrittener Betreiber übernimmt Asylbewerberheim

  • Johanna Treblin
  • Lesedauer: 3 Min.

Drei Monate nachdem die erste modulare Unterkunft für Flüchtlinge eröffnet hat, übernimmt ein norwegisches Unternehmen dessen Betrieb. Voraussichtlich an diesem Dienstag übergibt die Volkssolidarität, die die Unterkunft in der Wittenberger Straße in Marzahn seit Ende Januar übergangsweise betrieben hat, an das Unternehmen Hero Norge.

Der laufende Betrieb soll dabei so wenig wie möglich gestört werden, hofft die Volkssolidarität. »Für die Bewohner wollen wir die Übergabe so wenig kompliziert wie möglich machen«, sagt eine Sprecherin des Sozialverbandes. Dafür führe die Volkssolidarität seit zwei Wochen kontinuierlich Gespräche mit Hero Norge. Volkssolidaritäts-Geschäftsführer André Lossin erklärt: »Unserem Nachbetreiber wünschen wir gutes Gelingen in der Wittenberger Straße.«

Dass die Volkssolidarität das Heim nur kurze Zeit betreibt, stand von vornherein fest: Das Heim war auf Grundlage des Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetz (ASOG), also des Polizeigesetzes, eröffnet worden. Mit dieser Maßnahme hatten die neue Sozialsenatorin Elke Breitenbach (LINKE) und Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) kurzfristig Betreiber eingesetzt, um Geflüchtete schnell aus den Turnhallen herauszuholen, die Rot-Rot-Grün bis Ende März räumen wollte.

Für Hero Norge ist es die erste Unterkunft in Deutschland. Der Betreiber hat 1987 mit der Flüchtlingsunterbringung begonnen. 30 Jahre später ist er der größte Heimbetreiber Norwegens. Auch in Schweden ist Hero Norge für mehrere Asylbewerberheime zuständig.

In Berlin will das Unternehmen zwei Heime betreiben. Auf Anfrage sagt Tor Brekke, Konzernchef von Hero Norge: »Wir freuen uns, dass wir die Unterkunft in der Wittenberger Straße am 2. Mai eröffnen können. Alle Mitarbeiter haben zugesagt und stehen bereit.« Die Zahl der Mitarbeiter ergebe sich aus dem Angebot, mit dem sich das Unternehmen beim Senat beworben hatte.

Hinzu kommt eine Unterkunft in Kamenz in Sachsen. Auch das dortige Heim existiert bereits. Noch bis Ende Mai wird es von der Firma Homecare betrieben. Nach einer erneuten vorgeschriebenen europäischen Ausschreibung erhielt Hero Norge den Zuschlag.

Ralph Büchner, Kreisrat des Landkreises Bautzen, zu dem Kamenz gehört, sagt: »Hero Norge hat das günstigste Angebot abgegeben.« Außerdem habe sich die Firma gut präsentiert. Kritik daran, dass das Unternehmen nicht automatisch die bisherigen Mitarbeiter übernimmt, weist Büchner ab: »Der neue Betreiber darf das Personal gar nicht einfach so übernehmen«. Alle bisherigen Mitarbeiter könnten sich aber bei Hero Norge bewerben, und viele hätten das auch gemacht.

Derzeit sind auf der Internetseite des Unternehmens noch die Stelle der Heimleitung ausgeschrieben sowie mehrere Stellen für Sozialarbeiter und Aushilfskräfte. Ob und wie viele der bisherigen Mitarbeiter Hero Norge einstellen wolle, dazu wollte sich Konzernchef Brekke mit Verweis auf den noch »laufenden Prozess« nicht äußern.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.