AfD will »extra 3«-Satiriker verklagen

Christian Ehring bezeichnete Spitzenkandidatin Weidel als »Nazi-Schlampe« / Rechtsaußenpartei kündigt rechtliche Schritte an

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Es ist noch keine zwei Wochen her, da rief die neue Spitzenkandidatin der AfD, Alice Weidel, auf dem AfD-Parteitag in Köln ihren Anhängern entgegen: »Die politische Korrektheit gehört auf den Müllhaufen der Geschichte«. Der Satiriker Christian Ehring griff diese Forderung dann sogleich auf und nahm Weidel beim Wort: »Jawoll«, sagte er in der NDR-Sendung »extra 3«, »Schluss mit der politischen Korrektheit, lasst uns alle unkorrekt sein. Da hat die Nazi-Schlampe doch recht.«

Eine derart konsequente Umsetzung ihrer Forderung war der AfD dann aber offensichtlich doch zu viel. Medienberichten zufolge plant die Partei nun eine Klage gegen Ehring. Sie sieht in der satirischen Äußerung eine Verletzung der »Persönlichkeitsrechte von Alice Weidel«, Ehrings Äußerung sei »beleidigend und verleumderisch« heißt es. Derartige diffamierende Äußerungen scheinen nur der AfD selbst vorbehalten zu sein, die legte nämlich sogleich nach: »Wir gehen dagegen juristisch vor«, twitterte Pressesprecher Christian Lüth. »Das wird teuer für diesen GEZ-Primitivling.«

Ob es jedoch wirklich dazu kommt, ist fraglich. Laut »Spiegel«-Informationen hat die Rechtsaußenpartei den Fall nun zunächst ihrem Medienanwalt zur Prüfung vorgelegt. Lüth geht jedoch davon aus, »dass wir gegen Herrn Ehring klagen werden«. Nun ist man solch lauten Töne von der AfD zwar gewöhnt, eine derartige Empörung über eine satirische Äußerung seitens einer Partei, die sich angeblich gegen jegliche »Denk- und Sprachverbote« einsetzt, überrascht dann aber doch.

Zumal der Fall stark an den Streit zwischen Jan Böhmermann und dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan erinnert, bei dem sich die AfD noch zur Verteidigerin der Pressefreiheit aufschwang und den Komiker vehement verteidigte: »Satire, so fragwürdig sie auch sein mag, zur Strafverfolgung freizugeben, ist ein Anschlag auf die Freiheit, die Europa auszeichnet« , kritisierte seinerzeit AfD-Parteichef Jörg Meuthen.

Nun, da die AfD selbst betroffen ist, gilt dies offensichtlich nicht mehr. Die Begründung dafür passt dann auch wieder ins völkische Programm der Rechtspopulisten. Der Fall Böhmermann und der Fall Weidel sind laut Lüth überhaupt nicht zu vergleichen: »Damals ging es um eine ausländische Macht, die sich in Deutschland einmischt. Jetzt sind es zwei deutsche Staatsbürger, die sich streiten«, so der Pressesprecher.

Die »Freiheit, die Europa auszeichnet« hört in den Augen der AfD offenbar dann auf, wenn deutsche Staatsbürger betroffen sind. Ob das die deutsche Justiz, sollte es wirklich zu einer Klage kommen, genauso sieht, ist fraglich. Der »NDR« jedenfalls sieht einer Klage »gelassen entgegen«, sagte eine Sprecherin dem »Spiegel«. mfr

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.