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RB Leipzig krönt seine Rekordsaison

Mit einem 4:1 bei Hertha BSC spielen sich die RasenBallsportler als Aufsteiger direkt in die Champions League

Wer in den kommenden Tagen mal am Leipziger Cottaweg vorbeischauen will, kann sich den Weg sparen. »Dort wird keiner anzutreffen sein«, sagte Ralph Hasenhüttl und grinste. Ernst meinte es der Österreicher gleichwohl: »Unser Trainingszentrum wird verwaist sein.« Nach dem 4:1-Sieg bei Hertha BSC gab der Trainer von RasenBallsport Leipzig seinen Spielern frei.

Hasenhüttls Mannschaft ist erst mal weg, das Interesse an ihr dürfte seit Sonnabend aber nochmal deutlich gestiegen sein. Nach dem 1. FC Kaiserslautern 1998 ist Leipzig der zweite Aufsteiger in der Geschichte der Bundesliga, dem die direkte Qualifikation für die Champions League gelungen ist. Zwei Spieltage vor Saisonende hat der Tabellenzweite acht Punkte Vorsprung auf den Vierten aus Hoffenheim. Und: In Berlin feierten Leipzigs Fußballer ihren 20. Saisonsieg. Damit erreichten sie die 51 Jahre alte Bundesliga-Bestmarke, die der FC Bayern München in seiner Aufstiegssaison 1965/1966 aufgestellt hatte.

Von der Oberliga in die Champions League, in acht Jahren. Dass diese Erfolgsgeschichte nicht nur Beifall findet, wurde auch im Olympiastadion wieder deutlich. Hertha-Fans hüllten die Ostkurve in Schwarz und holten zum Rundumschlag aus. Die Vorlage dafür hatte jüngst Christian Seifert gegeben. Ultras seien die wahren Totengräber der Fankultur, urteilte der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga allzu pauschal. Weil die DFL aber das zweifelhafte Vereinskonstrukt von RB Leipzig trotz bestehender 50+1-Regel und anderer Verstöße gegen geltende Bestimmungen einfach durchgewunken hatte, kehrten die Hertha-Fans die Kritik um. Auf Plakaten fragten sie nach dem »Financial Fairplay?«. »Geldgier und Korruption« oder »Produkte statt Vereine« stand auf anderen. »Die wahren Totengräber des Fußballs« sind für sie Sepp Blatter, Michel Platini, Franz Beckenbauer, Hoffenheim-Chef Dietmar Hopp und Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz.

An Ablehnung haben sich die Leipziger längst gewöhnt. Wer nach dem Spiel am Sonnabend in Ralph Hasenhüttls Gesicht schauen konnte, weiß, dass sie sich davon nicht mehr negativ beeinflussen lassen. Zeit heilt Wunden, Erfolg gibt Recht. Der RB-Trainer strahlte glückselig, sprach von einem »Wunder«, »erfüllten Träumen«, dankte immer wieder seinen Spielern und war »einfach nur stolz darauf, wie wir durch die Liga marschiert sind«.

Bei aller Kritik am Verein, die sportliche Leistung der Leipziger ist beachtlich. Denn was sie machen, machen sie richtig gut. Es gibt beispielsweise Vereine wie den Hamburger SV, der in den vergangenen Jahren ähnlich viel Geld in seine Mannschaft investiert hat wie RB, aber wieder um den Klassenerhalt zittern muss. Borussia Dortmund gab vor dieser Saison mit rund 120 Millionen Euro doppelt so viel aus wie die Leipziger, die in der Tabelle sechs Punkte vor dem BVB stehen. Und nach der Marktwertanalyse liegt die RB-Mannschaft nur auf Rang sieben der Bundesliga.

Wie gut die Leipziger in Berlin gegen den Tabellenfünften gespielt hatten, war Herthas Trainer Pal Dardai anzusehen. Grimmig und mit verschränkten Armen saß er während der Pressekonferenz auf dem Podium – und wollte »nicht über das Spiel reden«. Seine Mannschaft war auch nicht wie eine aufgetreten, die es in die Europa League schaffen will. In der Offensive fand sie kaum ein Mittel, das eine Tor musste der Leipziger Rani Khedira für sie schießen. Die meiste Zeit war Hertha damit beschäftigt, zu verteidigen und den schnellen Gästen hinterherzulaufen. Dem großen Druck hielten die Berliner nicht lange stand. Nach zwölf Minuten traf Timo Werner zum 1:0 für RB. Neun Minuten nach Wiederanpfiff erzielte der Stürmer sein 19. Saisontor. Die anderen beiden Leipziger Treffer besorgte Davie Selke in der Schlussphase des Spiels.

»Champions League, Champions League« – nach dem Abpfiff feierten rund 10 000 Leipziger Fans mit ihrer Mannschaft. Trainer Ralph Hasenhüttl sieht sie erst am Mittwochnachmittag wieder, am Cottaweg, beim nächsten Training. In welchem Zustand? Wenn die Spieler so weitermachen, wie sie am Sonnabend in der Kabine mit Champagner und Bier angefangen haben, dann in keinem allzu guten. Hasenhüttl wird’s nicht allzu sehr stören, wahrscheinlich wird er immer noch grinsen.

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