Griff ins Wespennest

Stefan Otto wundert sich nicht über die Kritik an der Verteidigungsministerin

Es schien, als würde die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in ihrem Amt wackeln, nachdem sie Kritik an der Bundeswehr äußerte und ihr ein »Haltungsproblem« unterstellte. Anlass dafür waren eine Reihe von Verfehlungen innerhalb der Truppe, darunter auch der Skandal um Franco A., einen strammen Rechtsradikalen, der bei der Bundeswehr Karriere machen konnte. Nach einem Treffen mit Generälen in der vergangenen Woche scheinen sich die Wogen wieder geglättet zu haben. Von der Leyen steht nicht mehr im Zentrum der Kritik.

Das Augenmerk ist nach den neuerlichen Funden von Wehrmachtsandenken wieder auf die rechten Tendenzen innerhalb der Bundeswehr gerichtet. Das zwischenzeitlich vorgebrachte Argument, Sparmaßnahmen hätten zu solchen Zuständen geführt, konnte sich nicht halten. Die sind nun auch wahrlich nicht an zweifelhaften Einstellungen von Soldaten schuld, die es schon seit Jahrzehnten gibt.

Von der Leyen versprach zu Beginn ihrer Amtszeit, ein anderes Klima bei der Bundeswehr zu schaffen. Nun hat sie ein rigoroses Durchgreifen gegen rechte Tendenzen angekündigt. Ihre Selbstkritik, dies nicht eher getan zu haben, ist durchaus angebracht. Wenngleich offensichtlich ist, dass dieses Vorhaben einem Griff ins Wespennest gleicht.

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