Ziel verfehlt, trotzdem nicht am Boden
LINKE verpasste Einzug in den Kieler Landtag
Ziel verfehlt, trotzdem nicht am Boden zerstört: So konnte man den Gemütszustand von Marianne Kolter am Montag nach der Wahl beschreiben. Die Spitzenkandidatin der LINKEN in Schleswig-Holstein zeigte sich auf der einer Pressekonferenz im Berliner Karl-Liebknecht-Haus zwar »etwas enttäuscht«, freute zugleich jedoch, dass ihre Partei »die Stimmenzahl im Land verdoppeln konnte«. Knapp 26 000 Stimmen hatte die Partei im Vergleich zur letzten Wahl 2012 hinzugewonnen. Da aber gleichzeitig die Wahlbeteiligung stieg, bedeuteten die insgesamt fast 56 000 Stimmen doch nur 3,8 Prozent. Damit blieb man deutlich unter der Fünf-Prozent-Hürde, die in den Umfragen kurz vor der Wahl in greifbare Nähe gerückt war.
Kolter gab sich trotzdem hoffnungsfroh. Schließlich habe man bei den jüngeren Wählern unter 35 Jahren sieben Prozent erreicht. Tatsächlich zeigte sich im Norden, was auch bei den letzten Landtagswahlen - etwa in Baden-Württemberg - zu beobachten war: In den Städten und unter den jüngeren Wählern schneidet die Partei im Westen besser ab. Das Problem sind die weniger urbanen Regionen, in denen viele Normalverdiener leben. Hier ist für die LINKE oft nichts zu holen. Im Flächenland Schleswig-Holstein hatte die Partei also einen besonders schweren Stand. Grundsätzlich müsse die LINKE »ihre Anstrengungen verstärken«, um die Normalverdiener besser zu erreichen, sagte Parteichef Bernd Riexinger am Montag. Es reiche nicht, »nur ein abstraktes Gerechtigkeitsversprechen zu machen«.
In einer ersten Analyse für die Rosa-Luxemburg-Stiftung verwies Horst Kahrs auf die strukturellen Defizite der LINKEN an der Küste. So habe die Partei dort »keine angemessene Parteiorganisation und Mitgliederdichte« aufbauen können. Kolter selbst sprach am Montag von rund 1000 Mitgliedern. Zudem, so Kahrs, sei der Einzug in den Landtag 2009 »nur im Windschatten der gleichzeitig stattfindenden Bundestagswahl gelungen«. Denn bei den Bundestagswahlen schneidet die LINKE im Westen meist besser ab als bei den Landtagswahlen. In Schleswig-Holstein etwa kam man 2013 auf 5,2 Prozent. fal
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