Berlin: Mieten steigen immer schneller
Der neue Mietspiegel 2017 weist einen Preissprung von fast zehn Prozent aus
Für die Mieter von Plattenbauten im Ostteil der Hauptstadt ist der am Freitag vorgestellte Mietspiegel 2017 eher eine gute Nachricht. Im Vergleich zu 2015 stiegen die Bestandsmieten für die meisten Wohnungsgrößen und Lagen nur um zwei bis drei Prozent, mit vereinzelten Ausreißern, wo die Mieten über sechs Prozent in die Höhe gingen.
Das waren aber auch fast schon die guten Nachrichten zum neuen Mietspiegel, der turnusmäßig alle zwei Jahre neu erstellt wird. Die stadtweite Durchschnittskaltmiete pro Quadratmeter stieg in den vergangenen zwei Jahren von 5,84 Euro auf 6,39 Euro – das sind satte 4,6 Prozent Steigerung jährlich. Im langjährigen Durchschnitt seit dem Jahr 2000 stiegen die Mieten jährlich um 2,8 Prozent.
Auch diesmal stiegen die Mieten in guten Wohnlagen sowie in vor 1918 fertiggestellten Altbauten um rund 13 Prozent. »Die Altbaubestände bis 1918 in den ehemaligen Arbeiterbezirken Friedrichshain, Wedding, Neukölln, Moabit sind immer noch die bevorzugten Objekte der Spekulation«, erklärt Joachim Oellerich von der Berliner Mietergemeinschaft (BMG).
Mit elf Prozent Preissteigerung verteuerten sich auch kleine Wohnungen überdurchschnittlich. Absolut stiegen die Mieten in Neubauten am stärksten, die ab dem Jahr 2003 fertiggestellt wurden. Der Quadratmeter ist innerhalb von zwei Jahren um 82 Cent teurer geworden. Das zeige den Beitrag des freien Wohnungsneubaus zur Mietpreisstabilisierung, meint sarkastisch der wohnungspolitische Sprecher der Linksfraktion, Michail Nelken.
»Dass die Mieten so stark angestiegen sind, ist ein starker Ausdruck des angespannten Wohnungsmarkts und unserer begrenzten Preisregulierungsmöglichkeiten«, sagt Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (LINKE) bei der Vorstellung des Berichts. »Wir wollen verstärkt Neubau unterstützen, vor allem solchen mit leistbaren Mieten«, kündigt die Senatorin an. Auch eine Bundesratsinitiative, mit denen Mieterhöhungen auf maximal zehn Prozent in fünf Jahren begrenzt werden sollen möchte das Land Berlin forcieren.
Das entspricht auch einer Forderung des Berliner Mietervereins (BMV). Eine weitere Initiative soll die Mietspiegelberechnung betreffen. Bisher fließen nur Mieten ein, die in den vergangenen vier Jahren erhöht wurden. Dieser Zeitraum soll nach Vorstellungen Lompschers auf zehn Jahre verlängert werden. Das würde den Anstieg bremsen.
Zwei der drei großen Vermieterverbände tragen den Mietspiegel nicht mit. »Durch die starren Obergrenzen fallen Hunderte sehr hochwertig ausgestattete Wohnungen unserer Mitgliedsunternehmen aus der Betrachtung heraus«, begründet Susanne Klabe, Landeschefin des Bundes der freien Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (BFW) die Ablehnung.
Im Mietspiegel wird in allen Kategorien nur eine Preisspanne von 75 Prozent berücksichtigt, damit fließen besonders hohe und besonders niedrige Mieten nicht ein. »Haus & Grund«-Landeschef Carsten Brückner nennt das eine künstliche Senkung des Mietniveaus.
Nur der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), in dem hauptsächlich Genossenschaften und kommunale Wohnungsunternehmen organisiert sind, hat unterzeichnet. »Der Mietspiegel ist trotzdem qualifiziert und rechtssicher«, sagt Katrin Lompscher.
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