Griechenland: Briefbombe gegen Ex-Premierminister
Bombe in gepanzertem Mercedes explodiert
Athen. Griechenlands Ex-Ministerpräsident Lucas Papademos ist am Donnerstag bei einem Anschlag in Athen verletzt worden. Offenbar explodierte eine Briefbombe, als Papademos in seinem Auto seine Post öffnete, wie der staatliche Fernsehsender ERT berichtete. Krankenhausangaben zufolge erlitt der 69-Jährige leichte Verletzungen an Brust, Bauch und Beinen. Auch zwei seiner Leibwächter wurden demnach leicht verletzt. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand.
Laut ERT befand sich Papademos auf der Rückbank seines gepanzerten Mercedes, als die Briefbombe detonierte. Kurz zuvor hatte er die Akademie von Athen, die älteste und wichtigste Forschungseinrichtung Griechenlands, verlassen, deren Vorsitz er dieses Jahr übernommen hat.
Ein Angestellter eines nahegelegenen Fahrradladens berichtete, dass plötzlich Rauch aus dem Wagen kam und seine Insassen mit ramponierten Anzügen ausstiegen. Laut ERT richtete der Sprengsatz im Inneren des Wagens beträchtlichen Schaden an. Dass dieser gepanzert war, könnte demnach zu die Verletzungen der Insassen vergrößert haben.
Papademos war von 2011 bis 2012 Regierungschef in Griechenland. Davor war er jahrelang Chef der griechischen Zentralbank und Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB). Auf dem Höhepunkt der griechischen Schuldenkrise und nach dem Rücktritt des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou stand er für mehrere Monate an der Spitze einer Übergangsregierung.
Regierungschef Alexis Tsipras verurteilte den Anschlag scharf. Er hoffe, dass sich Papademos und seine Begleiter rasch wieder erholten, erklärte Tsipras in Brüssel, wo er am Nato-Gipfel teilnahm. Papandreou sagte, der Anschlag habe sich gegen »einen Mann gerichtet, den wir in schwieriger Zeit gebeten haben, Griechenland zu helfen«. Dies sei ein »Schlag gegen die Würde aller griechischen Bürger«.
Nach Einschätzung griechischer Medien trägt der Anschlag die Handschrift der griechischen Anarchistengruppe »Verschwörung der Feuerzellen«. Diese hatte im März eine Briefbombe versandt, die eine Sekretärin beim Internationalen Währungsfonds in Paris verletzte. Einen Tag zuvor hatte sie eine Paketbombe an das Bundesfinanzministerium in Berlin geschickt. Sie wurde in der Poststelle des Ministeriums entdeckt, bevor sie größeren Schaden anrichten konnte.
2010 hatte die Gruppierung bereits nicht-tödliche Briefbomben an ausländische Botschaften in Griechenland und an Politiker in Europa verschickt. 2011 wurde sie größtenteils zerschlagen; einige teils sehr junge Mitglieder wurden damals zu langen Haftstrafen verurteilt. Doch seit 2014 macht sie wieder durch gelegentliche Attacken von sich reden. afp/nd
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