Da, seht ihn!

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Die Berliner Polizei verbot am Donnerstag die Kunstaktion »Die nackte Wahrheit über Martin Luther« für die deutsche Hauptstadt. Beschwert hatten sich Kirchentagsbesucher. Die knapp vier Meter hohe Skulptur zeigte den Reformator splitternackt wie der Kaiser im Märchen von Hans Christian Andersen. Wobei der Monarch sich seiner Blöße nicht gewahr war, während der Reformator gleich einem Exhibitionisten seine Kutte weit öffnet, getreu dem Motto des Kirchentages: »Du siehst mich.« Das Zitat des Philosophen Karl Jaspers wird auf der Rückseite des Mantels bestätigt durch Hasstiraden aus Luthers Schrift »Von den Juden und ihren Lügen«. Maximilian Steinhaus, Sprecher der Aktion, nennt das Behördenveto »grotesk«: »Unser aufklärerisches Projekt wird verboten, während der Kirchentag für seinen weitgehend unkritischen Luther-Kult auch noch mit Fördergeldern unterstützt wird.« Zur Kunstaktion gehört ein grimmiger Moses, der die »verfassungswidrige Subventionierung von Kirchentagen« anklagt. Die von David Farago von der Giordano-Bruno-Stiftung begründete Initiative kritisiert zudem, dass die Luther-Dekade über 250 Millionen Euro Steuergelder verschlang. Tatsächlich fragt man sich, wieso 225 Jahre nach der Französischen Revolution, die nicht nur die Menschenrechte, sondern auch die Trennung von Staat und Kirche kodifizierte, bei uns immer noch hohe Staatsbeamte auf die Bibel eingeschworen werden, Kruzifixe in Klassenzimmern hängen und Fragebögen Auskunft über die Konfession abverlangen. Das gibt’s noch nicht einmal im Gottesstat Iran. ves

Foto: David Farago

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