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Ein Hundertjähriger kehrt zurück
Die Odyssee des Albrecht Weinberg von Ostfriesland nach Auschwitz, Buchenwald und Bergen-Belsen
»Ich war nur ein Visitor in Buchenwald«, sagt Albrecht Weinberg im Gespräch mit »nd«. Und das ist doppeldeutig gemeint. Sechs Jahrzehnte lebte er in den USA. Nie wieder wollte er deutschen Boden betreten. Und tat es dann doch. Am vergangenen Wochenende gehörte er zu den letzten neun ehemaligen Häftlingen, die an die Stätte ihres einstigen Leidens zurückkehrten, zum 80. Jahrestag der Befreiung des größten und internationalsten Konzentrationslagers der deutschen Faschisten auf deutschem Boden. Die Vernichtungslager, Auschwitz, Belzec, Majdanek und Sobibor hatten die Nazis bewusst im okkupierten Polen errichtet, um die »deutsche Volksgemeinschaft« nicht zu verschrecken, durch täglich laut anrollende Güterzüge, Hundegebell, Gebrüll der SS, Wehklagen verängstigter, unter Peitschenhieben ins Lager getriebener Menschen, rauchende Schornsteine und stetigen Leichengeruch in der Luft. Albrecht Weinberg hat all dies gehört, gesehen, gelitten. Doch von Anfang an.
Geboren wurde Albrecht Weinberg am 7. März 1925 in Rhauderfehn bei Leer in Ostfriesland. Ich gratuliere ihm nachträglich und erkundige mich nach seiner Geburtstagsfeier, die gewiss eine besondere war. 100 wird man ja nicht alle Tage. »Wunderbar war das«, sagt der Veteran. »Der Bürgermeister hat sein Rathaus zur Verfügung gesellt. Nette Leute sind gekommen und haben gratuliert. Und Geschenke gebracht. Das war eine tolle Party.« Und dann fällt ihm noch ein: »Ich hatte sogar drei tolle Geburtstagspartys. Zwei in Leer und eine in Oldenburg bei der Jüdischen Gemeinde.«
Ja, er hat frühzeitig den Judenhass der Nazis leibhaftig zu spüren bekommen. Unmittelbar nach der Ernennung von Hitler zum Kanzler von Deutschland. »Die haben vor unserem Haus gestanden, mit Hakenkreuzfahne und haben gebrüllt: ›Juden raus!‹. Und das Jungvolk, die HJ und die BDM-Mädels haben gehetzt und gesungen: ›Wenn’s Judenblut vom Messer spritzt, dann geht’s noch mal so gut.‹ Mein Vater war Frontsoldat im Ersten Weltkrieg, 14/18, er hat sogar das Eiserne Kreuz gekriegt. Und einer seiner drei Brüder, mein Onkel Herrmann, hat sein Leben gegeben, für Deutschland«, empört sich Weinberg noch heute zu Recht. »Den Platz gegenüber unserem Haus haben sie kurz nach dem Machtantritt der Nazis in Adolf-Hitler-Platz umbenannt. Da haben sie ständig Appelle gemacht und die Hakenkreuzfahne gehisst.« Weinberg erinnert sich an eine spektakuläre öffentliche Aktion: »Da haben sie die Schächtermesser der Juden verbrannt. Und am 1. April 1933 wurden alle jüdischen Geschäfte boykottiert.« Die jüdischen Kinder wurden auf ihrem Schulweg gehänselt, bespuckt, geschubst und gestoßen. »Die Eltern beschlossen dann, uns Kinder eine Stunde später zur Schule zu schicken«, erzählt Weinberg. Vor dem 30. Januar 1933 lebte man friedlich neben-, ja miteinander. Albrecht wurde von Schulkameraden zur Weihnachtsfeier eingeladen, sie wiederum feierten mit ihm in seinem Elternhaus Chanukka. Schlagartig änderte sich alles. Die Freunde, mit denen er vorher fröhlich gespielt hatte, schauten jetzt zu, wie er, beim Schlittschuhlaufen ins Eis eines Kanals eingebrochen, um sein Leben rang. »Sie haben gelacht.« Zum Glück erbarmte sich ein zufälliger Passant seiner.
Streng religiös sei es in seiner Familie nicht zugegangen, erinnert sich Weinberg. Natürlich habe man die jüdischen Feste gefeiert, sei in die Synagoge gegangen, habe die Gebote eingehalten, sich bemüht, nur koschere Speisen zu sich zu nehmen. »Ich bin als jüdischer Junge aufgewachsen«, sagt er. Und plötzlich ruft der Hundertjährige freudig aus: »In der Synagoge von Leer hatte ich meine Bar Mizwa!« Er fragt mich: »Kennen Sie sich ein bisschen in jüdischer Kultur aus?« Ja, sage ich, leise. Das Ritual, mit dem jüdische Jungs, sobald sie 13 geworden sind, in die Mündigkeit entlassen werden, ist mir geläufig. Eine etwas andere Jugendweihe. »Ich kann sogar noch den Segensspruch aufsagen«, verkündet Weinberg. »Warten Sie, ich muss kurz nachdenken, ich bin etwas aufgeregt. Ah ja …« Und er hebt mit fester, melodischer Stimme an: »Baruch ata Ado-naj/Elohenu Melech Ha’Olam/ascher kideschanu bemizwotaw/weziwanu lehadlik ner schel/Schabbat kodesch.«
1936 muss Albrecht die Volksschule in Rhauderfehn verlassen. Es war für die »arischen« Jungen und Mädchen angeblich unzumutbar, die Schulbank mit einem Judenjungen zu teilen. Albrecht wird von den Eltern nach Leer geschickt, zu einer Tante, um dort die Jüdische Schule zu besuchen. »Meine Schwester war schon in Stellung.« Als Haushaltshilfe. Auch der Älteste der Geschwister, Dieter, war dem Schulalter längst entwachsen. Die Eltern Alfred und Flora folgen alsbald nach Leer. Juden ist in Deutschland mittlerweile die Ausübung bestimmte Berufe verboten; Albrechts Vater, gelernter Fleischer, darf nicht mehr als Viehhändler arbeiten.
Auch in Leer hat die NSDAP die absolute Mehrheit inne, die Mandate der verbotenen KPD einkassiert wie in der fernen Reichshauptstadt. Und auch in Leer brennt wie allerorten in Deutschland in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 die Synagoge. »Hier wird nicht gelöscht, das Ding muss weg!«, raunzt Bürgermeister Erich Drescher die Feuerwehrleute an, die in Sorge vor auf die Nachbarhäuser übergreifende Flammen einschreiten wollen. 43 jüdische Männer werden in jener Pogromnacht in Leer verhaftet, zunächst nach Oldenburg gebracht und von dort ins KZ Sachsenhausen, darunter Albrechts Vater. »Die jüdischen Frauen und Kinder wurden im Schlachthof eingesperrt. Da haben meine Mutter und ich einen ganzen Tag verbringen müssen.« Bangend und hoffend.
Der Vater wird im Februar 1939 aus Sachsenhausen entlassen. Alfred und Flora Weinberg beschließen, die Kinder fortzuschicken, Frieda und Albrecht nach Groß Breesen bei Breslau (Wrocław) in Schlesien, auf ein Landgut zur Hachschara, die auf die Alija, Auswanderung nach Palästina, vorbereiten sollte. Organisiert von der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, die noch bis 1943 existiert. »Da habe ich die schönste Zeit meiner Kindheit erlebt. Wir waren unter uns, nur jüdische Kinder, keiner, der uns demütigte.« Die Jungen und Mädchen werden in landwirtschaftliche Tätigkeiten eingeführt. »Ich war der Jüngste und bekam deshalb den Spitznamen ›Krümel‹.« Das Leben auf dem Baurnhof ist ein Abenteuer. »Wir hatten einen Pferdestall, einen Kuhstall und einen Schweinestall«, zählt der Veteran auf.
Nach zwei Jahren ist Schluss. Es kommen Gestapo-Leute aus Breslau und schließen die Ausbildungsstätte. Albrecht wird in ein Zwangsarbeiterlager bei Erkner eingewiesen, muss Bäume fällen und Holz sägen für Stützen in Kohlegruben. »Wir mussten auch auf Treibjagd gehen für die Nazis, ihnen das Wild vor die Flinte jagen. Manche haben die Gelegenheit genutzt abzuhauen.« Wer weiß, wie weit sie gekommen sind? »Wir mussten ja den Judenstern tragen«, erinnert sich Albrecht Weinberg und fügt verschmitzt hinzu: »Wir haben ihn manchmal abgemacht und sind heimlich nach Berlin gefahren.« Die Eltern sind inzwischen aus Leer nach Berlin verwiesen worden, in ein »Judenhaus«. »Kirschstraße 22«, weiß Weinberg noch heute.
1942 werden Alfred und Flora Weinberg nach Theresienstadt deportiert, zwei Jahre später nach Auschwitz, wo sie ermordet werden. Auch die Geschwister Friedel und Albrecht müssen sich eines Tages in einem Sammellager in der Großen Hamburger Straße in Berlin einfinden. »Am nächsten Tag ging es nach Grunewald und von dort nach Osten, eingepfercht in einem Waggon, Männer, Frauen, Kinder, Babys, Greise. Man hat uns einen Eimer für die Notdurft rein gestellt. Man sagte uns nicht, wohin. An Hitlers Geburtstag, am 20. April 1943, sind wir in Auschwitz angekommen. Raus aus den Waggons, zack, zack. SS-Männer prügelten uns ins Lager. Ältere, gebrechliche Menschen stürzten, wir mussten über sie hinweglaufen, ohne Rücksicht. Und dann die Rampe. Ein SS-Mann winkte: ›Rechts, links, rechts, links.‹« Die Selektion. Alte, Schwangere, und Mütter mit Kleinkindern werden sofort in die Gaskammern geschickt.
Friedel und Albrecht erscheinen arbeitstauglich. Friedel wird nach Birkenau geschickt, zur Lagerverwaltung. Albrecht muss in Buna-Monowitz schuften, schwere Erdkabel für die dort angesiedelten Rüstungsbetriebe verlegen. »Wir sahen alle gleich aus: Kopf kahlgeschoren, gleicher Häftlingsdrillich, der auf der nackten Haut kratzte, Holzpantinen, die einem Füße aufscheuerten.« Und doch erkennt er ihn sofort. »Eines Tages, beim Appell, sehe ich vor mir meinen Bruder stehen. Ich weiß nicht mehr, ob wir gelacht haben, ob wir uns umarmten oder küssten …« Vermutlich nicht. Unter den strengen Augen brutaler SS-Männer? Ja, bestätigt Weinberg. »Aber später hat man sich getroffen.« Und der jüngere erfährt vom älteren Bruder, dass dieser der Gestapo während der »Fabrikaktion« im Februar 1943 in die Fänge geraten war, in Hannover. Auch Dieter hatte sich auf die Alija vorbereitet, Gärtner erlernt. Und arbeitet als ein solcher nun in Auschwitz. »Er hat dann mit seinem Kapo gesprochen, dass er mich in sein Kommando holt. Das hat der auch gemacht. Das war eine leichtere Arbeit als die riesigen Kabeltrommeln ausrollen, Schächte ausheben und wieder zubuddeln.« Der drei Jahre Ältere gibt dem Jüngeren auch wichtige Überlebenstipps. »Wir hatten immer Durst.« Dieter rät Albrecht, Kieselsteine in den Mund zu nehmen und zu lutschen. »Dadurch blieben Mund und Rachen feucht.«
Auch im Arbeitslager von Auschwitz, in Buna-Monowitz, wird täglich gestorben und gemordet. »Eines Tages mussten wir antreten. Da standen drei Galgen. Dann trieb die SS drei Jungs zu den Galgen, sie mussten sich auf die Holzkisten stellen. Ein Häftling musste ihnen den Strick um den Hals legen. Und der Blockführer brüllte: ›Die haben versucht zu fliehen.‹ Da rief einer der drei Jungs uns zu: ›Kameraden, Kopf hoch, wir sind die letzten.‹ Und dann stieß ein fetter, vollgefressener SS-Mann mit dem Fuß gegen die Kiste unter seinen Füßen.« Die Drei waren nicht die letzten. Vor allem in Birkenau läuft die Todesmaschinerie ununterbrochen weiter, rauchen die Schornsteine der Krematorien Tag und Nacht.
Als sich im Januar 1945 die Rote Armee dem riesigen Lagerkomplex nähert, geht es auf »Todesmarsch«. Nach Buchenwald, bei Weimar. Exakter: in ein Außenlager, Mittelbau-Dora. Dort muss Albrecht in unterirdischen Stollen an Hitlers »Wunderwaffen« mitbauen, V1, V2, »sogenannte Vergeltungswaffen, mit denen Deutschland noch 1945 den Krieg gewinnen wollte. Ich musste zwischen dem Tank der Bombe und dem Sprengstoff Glasfaser wickeln. Die Hände haben sich entzündet, man hat ja keine Handschuhe gekriegt.« Die Unterbringung der Häftlinge in Mittelbau-Dora war noch schlimmer als Arbeitslager von Auschwitz. »Die Decken waren durchtränkt von Urin, beschmutzt von Kot. Läuse, Ungeziefer aller Art. Sie haben uns das bisschen Blut, was wir noch in unseren Adern hatten, ausgesaugt. Wir haben die Krätze gekriegt. Wir wurden schlimmer behandelt als Tiere.«
Doch auch dieses Lager wird bald geräumt. Die Amerikaner rollen an. Wieder muss Albrecht auf »Todesmarsch«. Kurz vor der Selbstbefreiung der Häftlinge auf dem Ettersberg am 11. April 1945. Albrecht und seine Leidensgefährten werden nach Neuengamme getrieben. Das Lager ist überfüllt. Jetzt geht es »auf Transport« nach Bergen-Belsen. »In der schönen Lüneberger Heide. Mit der Reichsbahn, Erste Klasse!« Meine Irritation bemerkend, erläutert der Shoah-Überlebende: »Ein bisschen Zynismus muss man sich erlauben, sonst hätte man all das nicht überleben können.«
Albrecht überlebt die Fahrt in einem Viehwaggon kaum, kommt halbtot in Bergen-Belsen an, kann sich nicht mehr auf den Beinen halten, entkräftet, erschöpft. »Ich war nur noch Haut und Knochen. Muselmann nannte man das damals.« Er wird auf einen Lkw geworfen »und im Lager dann ausgekippt, mit all den während der Fahrt verstorbenen Häftlingen. Da lag ich dann da mit all den anderen, die sich nicht mehr erheben konnten. Ich weiß nicht, wie lange.« Bis Panzer ins Lager rollten. »Wir dachten, jetzt werden wir erlöst, erschossen. Aber es waren die Engländer.« Am 15. April ’45 erreichen Einheiten der Royal Army Bergen-Belsen. »Ich wog nur noch 29 Kilo. Die Briten gaben uns Suppe und ein Stückchen Brot mit Butter. Das lief alles gleich durch. Als hätten wir Rizinus getrunken.« Der Veteran erinnert sich: »Bergen-Belsen war ein einziger Friedhof. Über dem ganzen Lager lag Verwesungsgeruch. Die Engländer haben den SS-Männern, die noch da waren, Spaten und Schaufel in die Hand gedrückt, um Massengräber auszuheben. Das ging zu langsam. Es waren ja Tausende Leichen. Und dann kamen sie mit Bulldozern.«
Alle drei Kinder von Alfred und Flora Weinberg haben die Shoah überlebt. Dieter verunglückt tragisch im Oktober 1945. Friedel und Albrecht verlassen zwei Jahre später Deutschland, besteigen in Bremerhaven ein Schiff nach Amerika. Sie geloben sich, Deutschland für immer den Rücken zu kehren. Sie schwören einander, für immer zusammenzubleiben und nie zu heiraten. »Wir wollten keine jüdischen Kinder in Welt setzen, die dann ermordet werden.«
Anfang der 80er Jahre erreicht sie in New York, wo sie inzwischen erfolgreich eine Fleischerei betreiben, ein Brief aus der alten, ostfriesischen Heimat. Mit der Einladung, nach Leer zu kommen. Sie lassen ihn unbeantwortet. Erst ein zweites Schreiben macht sie neugierig. Beigefügt ist eine vergilbte Fotografie von einer Klasse vor der Jüdischen Schule in Leer, auf der die Geschwister ihre Cousins und Cousinen entdecken. Alfred und Friedel brechen ihr Gelöbnis. Die Deutschen haben sich auch geändert, glauben sie. Und werden tatsächlich herzlichst in Leer und empfangen. Das war 1985, als Bundespräsident Richard von Weizsäcker als erster westdeutscher Politiker den 8. Mai einen »Tag der Befreiung« nannte. Inzwischen gibt es in Rhauderfehn vor Weinbergs Geburtshaus Stolpersteine, eine Straße und das Gymnasium ist nach den Geschwistern benannt. »In der Eingangshalle hängt mein Porträt«, berichtet Weinberg stolz, »und auf dem Hof habe ich einen Lindenbaum gepflanzt. Davor ist eine Bank. In my opinion können die heutigen Jugendlichen nicht mehr verstehen, was ihre Urgroßeltern getan haben.«
Als Friedel 2011 einen Schlaganfall erleidet, beschließen die Geschwister, doch wieder nach Deutschland zurückzukehren. »Unsere Freunde in Leer haben alles organisiert«, ist Weinberg dankbar. Die Schwester stirbt jedoch drei Monate darauf. Albrecht ist einsam im Altersheim. Eine Pflegerin nimmt sich seiner an. »Ich bemerkte, dass er sich nie zu den anderen gesellte.« Warum? »Er fragte sich immer: Ist das vielleicht auch ein Nazi gewesen?«, sagt Gerda Dänekas. Die gute Fee nimmt sich des schweigsamen Fremden an, entlockt ihm seine Geschichte, nimmt ihn sonntags mit zu sich nach Hause. Bald ist Albrecht ein Familienmitglied, von Gerdas Kindern und Enkeln in ihr Leben einbezogen begrüßt. »Wir haben ihn adoptiert«, sagt die 75-Jährige fröhlich. Gerda und Albrecht gründen schließlich »eine WG«, wie sie ihre Zweisamkeit nennen. Und sie ermuntert ihn, in Schulen von seinen Erfahrungen zu berichten. »Einer meiner Söhne sagte: Mutti, du hast den Stöpsel gezogen.« Gerda Dänekas ist selbst immer wieder aufs Neue erschüttert, was ihrem Albrecht angetan worden ist. Im Namen des deutschen Volkes. Ja, sie hat als Teenager ihren Vater gefragt, was er in der NS-Zeit gemacht hatte. Er sagte nur: »Ich war in Paris. Und da war es gut.«
Weinberg ist entsetzt über den Rechtsschwenk in Deutschland. Im Februar gab er das ihm 2017 verliehene Bundesverdienstkreuz zurück. Verärgert über die Küngelei der Unionsparteien mit der AfD im Bundestag. Er lässt sich vom Bundespräsidenten nicht umstimmen. »Er hat es fast geschafft«, gesteht Weinberg. »Herr Steinmeier ist ein wunderbarer Mensch. Aber ich konnte nicht anders, ich blieb dabei. Man muss konsequent sein. Und wachsam. Sonst kommen die großen und kleinen Hitler zurück.« Hat er wieder Angst, will ich von Albrecht Weinberg wissen. Seine kurze, bündige Antwort: »Wovor soll ich noch Angst haben? Ich bin 100 Jahre alt. Ich stehe mit einem Fuß im Grab. Und ich bin in drei deutschen Städten Ehrenbürger.«
»Ich bestand nur noch aus Haut und Knochen. Einen Muselmann, nannte man das damals.«
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