Energiewende in den USA geht weiter
Ausbau der Erneuerbaren, nicht der Kohle
Der US-Präsident will bald entscheiden, ob sein Land aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigt. Ob er dies nun tut oder nicht - die Vereinigten Staaten werden in jedem Fall weniger Treibhausgase in die Luft jagen als bisher. Billiges Erdgas, geringere Kohleförderung und der anhaltende Ausbau der erneuerbaren Energien zeigen, dass die USA bereits auf dem Weg sind, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren, sagt Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-In-stituts für Klimafolgenforschung. »Vor zehn Jahren hätte ein Ausstieg der USA den Planeten geschockt«, sagte Schellnhuber zu den Trump-Überlegungen zum Ausstieg aus dem Pariser Abkommen, das 2015 verabschiedet wurde und den Anstieg der Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius begrenzen soll.
Zum Abschluss seiner ersten Auslandsreise hatte Präsident Trump es beim G7-Gipfel in Italien abgelehnt, klar zu sagen, ob die USA aussteigen werden oder nicht. Nach einigen Medienberichten ist diese Entscheidung aber schon gefallen.
Wissenschaftler versuchen nun vorauszuberechnen, welche Wirkungen der künftige Kurs der US-Regierung haben wird. Würde sich Washington nicht mehr an die Pariser Verabredungen halten und unbegrenzt fossile Brennstoffe nutzen, dann könnte das die Erderwärmung um 0,3 Grad Celsius ansteigen lassen, schätzen die Forscher von Climate Interactive in Washington D.C. Würden die USA ihre Emissionen im bisherigen Tempo zurückfahren, dann wären es nur 0,2 Grad Celsius, glauben die Forscher von Climate Action Tracker in Europa.
Rund 10 Prozent der gesamten US-Energieproduktion und 15 Prozent bei der Stromversorgung stammen aktuell aus erneuerbaren Energiequellen. Laut der US-Energiebehörde ist das drei Mal so viel wie noch vor einem Jahrzehnt. Windkraft und Solarenergie haben den Löwenanteil daran. Längst sind sie konkurrenzfähig: Die Kosten für die Produktion einer Megawattstunde reichen von 56 Dollar bei Windkraft bis zu 72 Dollar bei der Sonnenenergie. Bei einem Kohlekraftwerk liegen die Kosten bei 65 Dollar.
Diese Kostenstruktur ermöglichte es der Firma Deepwater Wind, 48 Kilometer vor der Küste von Rhode Island Anfang Mai den ersten Windpark der USA auf hoher See zu eröffnen. Ein Dieselkraftwerk auf Block Island konnte geschlossen werden.
Während mehr Windenergie genutzt wird, baut die Kohle ab. Wurden in den Minen der USA 2010 noch 1,08 Milliarden Tonnen gefördert, waren es im vergangenen Jahr nur noch 728 Millionen, berichtet der US-Energieinformationsbehörde. »Kohle ist immer weniger wettbewerbsfähig, weil der Markt, die internationale Gemeinschaft und die öffentliche Meinung die schmutzige fossile Energie ablehnen, die unsere Familien krank macht, unsere Luft verschmutzt, unser Wasser und unser Klima bedroht«, sagt Melinda Pierce, Direktorin des Umweltverbands Sierra Club. Hingegen hat Trump die Kohle-Nutzung zum Teil seiner Politik gemacht. Daher investieren Anleger wieder mehr in den Sektor - der Börsenwert von US-Kohlefirmen verdoppelte sich auf 15 Milliarden Dollar, berichtete Bloomberg.
Allerdings gibt es sogar in der Trump-Regierung Zweifel an der Richtigkeit dieses Kurses. So erklärte der Vorsitzende des Nationalen Wirtschaftsrates, Gary Cohn, Erdgas sei eine sauberere und billigere Alternative zur Kohle. Die USA könnten ein starker Industriestaat »und dennoch umweltfreundlich« sein. »Als Rohstoff macht Kohle nicht mehr viel Sinn.«
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.