DONG kommt auf den grünen Zweig
Dänischer Energiekonzern verkauft fossile Sparten
Der Name DONG Energy geht auf die Anfangsbuchstaben für »Dänisches Öl und Naturgas« zurück. Ab Ende 2017 wird der Name irreführend sein. Dann will der halbstaatliche dänische Konzern Strom und Wärme nur noch aus erneuerbaren Quellen wie Biomasse und Windkraft produzieren. Nach 33 Jahren geht die Ära der Förderung von Öl und Gas aus der Nordsee zu Ende - DONG wäre das erste Energieunternehmen dieser Größenordnung, das das fossile Zeitalter beendet.
Käufer der Öl- und Gasfelder ist der britisch-schweizerische Konzern Ineos, der dafür rund eine Milliarde Euro hinblättert, wobei die Wettbewerbsbehörden dem Deal erst zustimmen müssen. Noch einmal soviel wird Ineos für DONGs Verpflichtungen bei der kontrollierten Schließung und dem Abbau ausgedienter Förderplattformen bereitstellen müssen. Darüber hinaus hat man das Vorkaufsrecht für eine Raffinerie in Esbjerg erworben. Für Ineos ergibt der Kauf Sinn, denn das Unternehmen ist einer der größten Hersteller von Chemikalien und Plastikprodukten weltweit. Mit dem Kauf sichert sich der Konzern den Zugang zu Rohstoffen und hängt weniger vom Auf und Ab der Preise auf dem Weltmarkt ab.
Die Veredelung von Erdöl und -gas ist auf jeden Fall sinnvoller als deren Verbrennung zur Energiegewinnung. In Dänemark werden die Pläne auch deshalb begrüßt, weil Ineos Investitionen in den Ausbau der gekauften Felder angekündigt hat. Doch ob der Konzern der erhoffte langfristige Investor ist, bleibt abzuwarten. Die Erschöpfung der ertragreichsten dänischen Öl- und Gasfelder macht bedeutende Investitionen notwendig, um die Produktion aufrechtzuerhalten. DONGs Aktionäre werden nach dem Verkauf keine Extra-Ausschüttung bekommen - die Einnahmen sollen in die weitere Expansion der Windenergiedivision umgelenkt werden.
Rund zwei Jahre dauerte es bei DONG bis zum strategischen Beschluss, sich von fossilen Brennstoffen zu trennen und damit seinen Beitrag zum vom Parlament beschlossenen Komplettumstieg Dänemarks auf nachhaltige Energiequellen bei Strom und Wärme bis 2050 zu leisten. Diese Neuorientierung kostete viele Kämpfe und wurde zunächst von den Mitte-Links-Parteien vorangetrieben, bis auch die Bürgerlichen die Notwendigkeit einer CO2-emissionsfreien Zukunft akzeptierten. Zwar werden noch immer Zweifel an der Richtigkeit und Finanzierbarkeit geübt, aber die fossilfreie Zukunft scheint sicher.
DONG betreibt bisher fünf Offshore-Windparks in Dänemark, vier in Deutschland und je einen in Großbritannien und den USA. Weitere sind in der Planung beziehungsweise im Bau. Der Konzern hat sich seit der Jahrtausendwende zum weltgrößten Konstrukteur und Betreiber von Windparks auf hoher See entwickelt und mehr als ein Viertel der globalen Kapazität aufgebaut. An Land betreibt DONG keine Anlagen. Der Konzern ist so sehr von der Richtigkeit der grünen Strategie überzeugt, dass Projekte, für die man kürzlich in Deutschland den Zuschlag erhielt, ohne staatliche Zuschüsse durchgeführt werden.
Neben Windrädern betreibt DONG auch Wärmekraftwerke, die ursprünglich mit Kohle befeuert wurden, aber nun nach und nach auf Biomasse umgerüstet werden. Bekanntlich wollte der Konzern noch vor zehn Jahren ein Kohlekraftwerk nahe Greifswald errichten, zog sich nach massiven Bürgerprotesten aber zurück. Strategisches Ziel ist es, bis 2023 die komplette Umwandlung in einen umweltfreundlichen Energieproduzenten zu vollenden.
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