Gewerkschaft berechnet Lehrerverlust

  • Ellen Wesemüller
  • Lesedauer: 2 Min.

Am Freitag erneuerte die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) ihre Kritik, dass es nach der neuen Berechnung der Senatsverwaltung für Bildung besonders an Brennpunktschulen weniger Lehrer geben wird. Die Senatsverwaltung hatte die Schulen im März über eine neue Verwaltungsvorschrift informiert, die Lehrerstellen ab dem kommenden Schuljahr nicht mehr wie bisher nach Klasseneinheiten, sondern nach Schülern zuweisen will.

Der Berliner GEW-Vorsitzende Tom Erdmann legte eine Beispielrechnung für 18 Brennpunktschulen aus Mitte vor. Diese Schulen können kleinere Klassen anbieten - um Lehrer zu halten, müssten sie die Klassen massiv vergrößern. Am deutlichsten wird der sonst drohende Verlust am Beispiel der Kurt-Tucholsky-Grundschule, die sechs Lehrerstunden weniger bekommen würde als bisher, obwohl sie im kommenden Schuljahr 30 Schüler mehr erwartet. Diese Rechnung berücksichtigt bereits die vom Senat als Ausgleich angebotenen Lehrerstunden, die im Portal der Unterrichtsversorgung für Rektoren einsehbar sind.

Die GEW kritisiert zudem, dass sie nur das Ergebnis, nicht aber die Rechengrundlage für diesen Ausgleich kennt. Zudem sei die Verfahrensweise, auf Antrag der Schulaufsicht weitere Stellen bekommen zu können, intransparent. »Die Schulaufsicht kann hier nach Gutsherrenart unliebsame Schulleitungen abstrafen«, befürchtet Nuri Kiefer, Schulleiter der Hannah-Höch-Gemeinschaftsschule in Reinickendorf und bei der GEW für den Bereich Schule zuständig.

Kiefer sprach für seine Kollegen, die nun, Anfang Juni, nicht wüssten, mit wie vielen Stellen sie für Anfang September rechnen können. Das gibt die Senatsverwaltung indirekt zu, während sie die Beispielrechnung der GEW kritisiert: Da sich der Unterrichtsstundenbedarf einer Schule aus vielen Komponenten zusammensetze »kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine schulscharfe Auswertung über Bedarfsveränderungen vorgenommen werden«.

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