Protokollierter Überlebenswille
»Ich möchte nur, dass meine Kinder diesen Krieg überleben«, sagt die Mutter. Sie bringt die Zwillingsbrüder aus der unter Bombardement stehenden großen Stadt zur verwahrlosten Großmutter aufs Land. Ohne Vorbild und Anleitung entwickeln die Jungen dort ihre eigenen Moralbegriffe. Sie verhärten physisch und psychisch, üben das Ertragen von Schmerzen ebenso wie die gefühlskalte Beobachtung. Sie betteln, hungern, schlachten, stehlen, töten; sie stellen sich taub, blind und bewegungslos. Sie lernen, was sie zum Überleben brauchen, und protokollieren ihre Erkenntnisse. Alles, was sie als wahr anerkennen können, tragen sie in das große Heft ein.
Im schlichten, leeren Raum, konzentriert auf die sprachliche Direktheit der Dialoge, nähern sich die Schauspielerinnen Anna Stieblich und Kerstin Schweers der erschütternden, zeitlosen Geschichte »Das große Heft« von Ágota Kristófin in einer szenischen Lesung an. nd Foto: Ernst Josef Lausch
7.6., 20 Uhr, Theaterdiscounter, Klosterstraße 44, Mitte
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