Katastrophale Bedingungen auf Russlands WM-Baustellen
Human Rights Watch: Mindestens 17 Arbeiter gestorben, oft keine Bezahlung / Vorwurf der russischen Einschüchterung
Moskau. Vor der Fußballweltmeisterschaft im kommenden Jahr in Russland hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) die Arbeitsbedingungen auf den russischen Baustellen angeprangert. Die Arbeiter auf Stadionbaustellen in sechs russischen Städten würden über Monate hinweg nicht bezahlt, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Organisation (in englischer Sprache).
Überdies arbeiteten sie bei Temperaturen von bis zu minus 25 Grad Celsius ohne ausreichende Pausen zum Aufwärmen. Mindestens 17 Arbeiter seien bereits auf WM-Baustellen ums Leben gekommen, berichtete HRW unter Berufung auf Zahlen des globalen Gewerkschaftsbundes Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI). Den russischen Behörden warf die Menschenrechtsorganisation vor, HRW-Mitarbeiter einzuschüchtern. In der Stadt Wolgograd sei bereits ein Mitarbeiter festgenommen worden.
HRW warf dem Fußballweltverband Fifa vor, die Arbeitsbedingungen im Vorfeld des in Kürze beginnenden Confederations Cup und der WM im kommenden Jahr nicht ausreichend zu überprüfen. Die Fifa komme ihren eigenen Zusagen zu den Menschenrechten nicht nach, kritisierte die Organisation. Jane Buchanan von HRW erklärt: »Die Arbeiter, die die Stadien für die Weltmeisterschaft aufbauen, werden ausgebeutet und ihre Menschenrechte verletzt. Die FIFA muss noch unter Beweis stellen, dass sie diese Probleme wirksam überwachen, unterbinden und beheben kann.«
Die Fifa wies die Vorwürfe zurück. Der Verband »teilt das Ziel von HRW, angemessene Arbeitsbedingungen auf WM-Baustellen sicherzustellen«, erklärte der Verband. Die Angaben der Menschenrechtsorganisation stimmten nicht mit der Einschätzung der Fifa überein. Sie nehme vierteljährliche Inspektionen durch unabhängige Experten und Gewerkschaftsvertreter vor. AFP/nd
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