Moscovici: Griechenland kehrt 2018 an Kapitalmärkte zurück
Für den EU-Wirtschaftskommissar ist das dritte Kreditprogramm das letzte / Sympathien für Euro-Bonds
Athen. EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici rechnet schon im kommenden Jahr mit einer Rückkehr Griechenlands an die Kapitalmärkte. Im Interview mit der Funke Mediengruppe bekräftigt der französische Sozialdemokrat: »Das dritte Hilfsprogramm wird das letzte sein.« Danach sei Griechenland wieder »ein normales Mitglied der Euro-Zone. Das wird wahrscheinlich schon 2018 der Fall sein.«
Das Interview ist wohl auch als Intervention zu verstehen: Am Donnerstag treffen sich die Euro-Finanzminister, um über weitere Milliardenkredite für Griechenland zu beraten. »Das Reformpaket, das jetzt vom Parlament verabschiedet wurde, ist sehr hart«, sagte er. »Die Renten wurden um 25 Prozent gekürzt. Ich wünsche keinem Land, so etwas durchsetzen zu müssen. Dafür sollten die Griechen belohnt werden.«
Griechenland hängt seit 2010 am Tropf internationaler Geldgeber. 2015 vereinbarte Athen mit den Euro-Partnern ein drittes sogenanntes Hilfspaket über bis zu 86 Milliarden Euro. Ausgezahlt sind bisher 31,7 Milliarden Euro. Im Juli braucht Griechenland dringend frisches Geld, um Schulden zurückzahlen zu können. Die Eurogruppe hatte die Entscheidung darüber gut vor drei Wochen auf den 15. Juni vertagt.
Knackpunkt ist die vor allem von Deutschland gewünschte Beteiligung des Internationalen Währungsfonds (IWF) an dem bis August 2018 laufenden Programm. Der IWF zögert jedoch, weil er die griechischen Schulden für nicht tragfähig hält. Die Bundesregierung stellt sich wiederum gegen einen Schuldenschnitt für Griechenland.
Langfristig äußerte Moscovici die Hoffnung auf eine Vergemeinschaftung der Schulden. Er wisse aber auch, dass bestimmte Themen wie etwa Euro-Bonds eine »rote Linie ist für unsere deutschen Freunde« darstellten. Auf lange Sicht müsse man aber »über eine Vergemeinschaftung neuer Schulden sprechen.« Im Interview plädiert der Kommissar für eine Vertiefung der Zusammenarbeit der europäischen Staaten - und die Angleichungen des gemeinsamen Wirtschaftsraumes. Denn gerade das Gefühl der Ungleichheit in Europa würde den Rechtspopulismus nähren. AFP/nd
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