Die Stunde der »Patrioten«?
René Heilig zu möglichen Terrorgefahren aus der nationalistischen Ecke
Vermutlich gibt es in Downing Street 10 bereits Vordrucke für »Terrorempörungsbeileidsreden«. Gestern musste Premierministerin Theresa May abermals eine Attacke geißeln, die Unschuldige getroffen habe. Um dann abweichend von Vordruck anzumerken: Das Land werde sich auch durch diese Tat nicht spalten lassen. Der Fahrer des als Mordwerkzeug gegen Moscheegänger genutzten Lieferwagens soll gerufen haben: »Ich habe meinen Teil getan.« Wer ist der Mann? Welchen Teil wovon meint er?
Seit sich islamistische geprägte Anschläge in Westeuropa mehren, befürchten Sicherheitskreise, dass sich »Patrioten« zur aktiven »Volksverteidigung« aufgerufen fühlen könnten. Militante Nazis und andere »arische Herrenmenschen« sind auf der ohnehin zu mehr Nationalismus neigenden Insel keine Mangelware. Ausländer und sonstige »Fremde« registrieren seit dem Brexit-Beschluss eine wachsende Anzahl von Angriffen. Der Sumpf, aus dem Hassblasen aufsteigen, ist tief. Nicht nur in Großbritannien. Unter anderem aus der Bood&Honour- und Combat-18-Bewegung haben sich modernere, keineswegs weniger rassistische und zur Gewalt befähigte Strukturen entwickelt. Wächst die Feindseligkeit, nehmen Solidarität und Mitmenschlichkeit über soziale, ethnische und religiöse Grenzen hinaus ab, dann kann der Islamische Staat einen weiteren Haken hinter eines seiner perfiden Ziele machen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.