Die neue Stimme der Wissenschaft

Mehrere Hundert Ökonomen schließen sich zu europaweitem Netzwerk zusammen

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 2 Min.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble gab den Startschuss. Nicht nur, dass er den neuen Thinktank anregte. Auch für die Finanzierung steht das Ministerium des CDU-Politikers gerade. Neun namhafte Wirtschaftsforschungsinstitute gründeten am Donnerstag das europäische Forschungsnetzwerk EconPol Europe. Es will nicht weniger als »die neue Stimme der Wissenschaft« in der Diskussion um die künftige Wirtschafts- und Finanzpolitik sein. EconPol Europe vernetzt mehrere hundert Wissenschaftler. Zu ihm gehören das Centre for European Policy Studies (CEPS) in Brüssel, Universität Oxford, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim sowie Institute in Helsinki, Paris, Toulouse, Trient und Wien an.

Die Ökonomiker sehen sich als Politikberater. »Wir freuen uns außerordentlich, gemeinsam mit unseren Partnern der Stimme der Wissenschaft bei der Weiterentwicklung der EU mehr Einfluss verleihen zu können«, strahlt Professor Clemens Fuest, einer der bekanntesten Volkswirte in Deutschland.

Fuest hatte vor einem Jahr die Leitung des wirtschaftsliberalen Ifo-Institutes in München von dem viel zitierten, umstrittenen Ökonomiker Hans-Werner Sinn übernommen. EconPol, so Fuest, werde die wirtschafts- und finanzpolitische Debatte auf europäischer Ebene »verbreitern und intensivieren«. Im Aufgabenkatalog der Lobby steht ausdrücklich die »Reform der Politiken der Europäischen Union«.

Die Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik (Memo-Gruppe), selbst Teil eines europäischen Netzes, begrüßt grundsätzlich die europäische Integration - auch und besonders in der Wissenschaft. »Der Zusammenschluss von bestehenden Instituten und Universitäten zum Forschungsverbund entfaltet vor allem dann Innovativkraft, wenn verschiedene Denkrichtungen zusammenarbeiten«, sagt Memo-Sprecherin Mechthild Schrooten dem »nd«. »Neoliberales Zusammenrücken dürfte kaum zusätzliche Erkenntnis bringen. Pluralismus ist gefragt.« Genau hier könne EconPol sich bewähren. »Denn hier finden sich interessanterweise nicht nur ganz harte Neoliberale zusammen.« Offenbar habe auch Fuest die Zeichen der Zeit erkannt.

Wenn kritische Analysen zur Gestaltung einer solidarischen, stabilen und nachhaltigen EU geliefert würden, »die auch die Verteilungsfrage nicht ausblenden«, dann könnte dieser Forschungsverbund zu einer wichtigen Stimme werden, so Schrooten. »Das wäre dringend nötig.« Wenn aber einfach nur Markt und Preismechanismus gelobt würden, hätte EconPol »eher eine symbolische Bedeutung«, warnt die Professorin an der Hochschule Bremen.

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