Kraulen lernen

Eine Folge für Sportler und die, die es werden wollen

  • Ellen Wesemüller
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist mein vierter Kraulkurs. Genauer gesagt: mein vierter Anfängerkraulkurs. Das sollte er zumindest sein, doch ich habe mich bei der Anmeldung vertan und müsste eigentlich zu einem anderen Fitnessstudio gleichen Namens am anderen Ende der Stadt. Ich bin aber mit der Schwimmlehrerin übereingekommen, dass ich einfach hier bleibe, in Neukölln, im Anfängerkurs für Schwimmen überhaupt, man könnte auch sagen: im Nichtschwimmerkurs, was zwei entscheidende Vorteile hat: Erstens muss ich nicht so weit fahren. Und zweitens bin ich die Beste.

Zwei Minuspunkte bekommt das Fitnessstudio allerdings gegenüber einem herkömmlichen Schwimmbad: Das Wasser ist nur knietief und scheißkalt. Wie viel Grad das Becken habe, will auch eine Erstlings-Schwimmerin wissen. Zwischen 26 und 27 Grad, sagt eine Angestellte. Dass es sich nicht so anfühlt, sagt die Besucherin, und man mag ihr Recht geben. Doch es gibt auch Vorteile: Einmal wird die Wasserqualität quasi stündlich und für alle sichtbar vom Personal getestet, was ein sehr sicheres Gefühl aufkommen lässt. Und dann gibt es da noch die Sauna. Die dürfen wir vom Unisportkurs eigentlich nicht benutzen, wie uns die Univerwaltung mitteilen ließ. Wenn man sich aber trotzdem hineintraut, kann man an privaten Nacktyoga-Kursen teilhaben, zumindest visuell.

Während man sich am Beckenrand festhält (»Mir kommt immer Wasser in die Nase«, sage ich, »Daran merkst du, dass du ein Gehirn hast«, sagt die Lehrerin) kann man hinter den Glasscheiben Menschen beobachten, die wirklich Sport treiben. Zum Beispiel: Liegestütze - Flickflack - Vorwärtssalto - Rückwärtssalto. Bei uns, deren Körper zwischen Birnen- und Äpfelproblematik hin- und herschwanken, taumeln und untergehen, etabliert sich hingegen das Sommermotto (zum Übernehmen): Unser Komfort kennt keine Zonen.

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