Dem haben wir es sanft gegeben!
Plötzlich und unerwartet sieht sich Christian Baron an der Seite Chris Dercons
Von zwei Dingen, so lautet ein Klischee, haben Linke besonders wenig Ahnung: Ökonomie und Kunst. Das mit der Wirtschaft erscheint so dumm, dass es gar nicht der Rede wert ist. Dass aber etwas dran sein muss an der schweren Vereinbarkeit des politischen Emanzipationskampfes mit der sinnlichen Hingabe an das Leben, dafür gibt es viele Hinweise. Einen neuen lieferte jetzt die rot-rot-grüne Regierungsmehrheit in Berlin. Die bestellte Chris Dercon, den baldigen Chef der Volksbühne, vor den Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses und befragte ihn zu seinem Konzept.
Dass er trotz seiner pompösen Pressekonferenz im Mai zusätzlich zur Politik musste, das allein wirkt angesichts der Anti-Dercon-Stimmung im Hauptstadtkulturbetrieb demütigend und wie ein Schenkelklopfgeschenk für die eigene Klientel. Neben Belanglosem ging es zu allem Überfluss auch noch um eine »ästhetische Klammer« - ein Punkt, über den die Politik die Klappe zu halten hat. Politisch relevant ist dagegen die Frage, ob das Haus den Status des Ensembletheaters verlieren mag. Da gab es zur schwachen Beantwortung keine Nachfrage und kein Androhen von Konsequenzen. Vermutlich agierte der Ausschuss so handzahm, weil eine im äußersten Fall denkbare Entlassung Dercons angesichts zu erwartender juristischer Nachspiele den Haushalt ökonomisch arg durcheinanderbringen könnte.
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