Polizei prügelte in Entenwerder auch auf Journalisten ein
Medienvertreter und Politikerin der Hamburger LINKEN berichten von Pfeffersprayeinsatz und Schlägen beim Antikapitalistischen Camp
Bei der Erstürmung des Protestcamps am Sonntagabend im Elbpark Entenwerder durch die Polizei sind offenbar auch mehrere Journalisten und eine Politikerin der Hamburger Linkspartei von den Beamten attackiert worden. Zum Zeitpunkt des Einsatzes hielt sich auch ein freier Journalist in dem Camp auf, der namentlich nicht genannt werden will. Gegenüber »nd« schildert er die Ereignisse. Nachdem die Polizei zunächst den teilweisen Aufbau des Zeltlagers freigebeben hatte, herrschte unter den NoG20-Aktivisten zunächst noch ausgelassene Stimmung, berichtet der Journalist.
Doch die Stimmung kippte nach seinen Angaben in dem Moment, als die Beamten versuchten, den Aufbau von Schlafmöglichkeiten zu verhindern. Die dritte Warnung der Polizei war kaum ausgesprochen, da stürmten die Beamten auch schon zur Räumung los. Der Journalist hielt sich zu diesem Zeitpunkt mit weiteren Kollegen am Rande des Geschehens in der Nähe des Camp-Lautsprecherwagens auf.
Als sich die ersten Beamten näherten, hielt er ihnen seinen Presseausweis entgegen, um sich als Medienvertreter auszuweisen. Doch offensichtlich interessierten sich die Polizisten nicht dafür, schubsten und schlugen die kleine Gruppe in Richtung des Lautsprecherwagens. Auch Pfefferspray kam dabei zum Einsatz. Auch der wiederholte lautstarke Hinweis, dass er ein Journalist ist, wurde von den Beamten ignoriert.
Ob er den Vorfall zur Anzeige bringt, weiß er noch nicht. Viel Hoffnung, dass die übergriffigen Beamten ermittelt werden, hat er nicht. Auf jeden Fall will der Reporter dafür sorgen, dass die Polizeigewalt gegen ihn als Journalisten dokumentiert wird. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kündigte an, den Vorfall zu untersuchen. »Generell scheint bei dem ersten gewaltsamen Vorgehen der Sicherheitskräfte im Rahmen des G 20-Gipfels zu gelten: Wenn Journalisten im Weg stehen, werden sie weggeräumt. Haben die Beamten noch nichts von Pressefreiheit gehört?«, heißt es in einer Erklärung des DJV.
Ähnliche Erlebnisse beschreibt auch die Hamburger LINKEN-Abgeordnete Sabine Boeddinghaus. Die Polizisten hätten sich ihren »Weg freigeboxt« und »rücksichtslos« verhalten, berichtet die Politikerin gegenüber »nd«. Sie wurde auf den Arm geschlagen und ärgert sich nun, den Beamten nicht sofort nach seinen Namen gefragt zu haben.
Auch eine Anwältin sei von den Beamten massiv bedrängt worden, berichtet Boeddinghaus. Konkret ereignete sich dieser Vorfall, nachdem die Polizei eine Gruppe gekesselt hatte, die gerade dabei war, mehrere Schlafzelte aufzubauen. Als die Anwältin den Kessel verlassen wollte, hinderten sie mehrere Einsatzkräfte nach Aussage der LINKEN-Politikerin daran. Die Frau sei trotz Vorzeigen ihres Anwaltsausweises herumgeschubst worden. Erst nachdem sich auch Boeddinghaus lautstark einmischte, ließen die Polizisten von der Anwältin ab.
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