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Und wieder droht der Zwangsverkauf

Eine besetzte Seifenfabrik in Griechenland ist erneut bedroht

  • John Malamatinas
  • Lesedauer: 3 Min.
In Selbstverwaltung hergestellt, die Seife Vio.me
In Selbstverwaltung hergestellt, die Seife Vio.me

Der Kampf der Arbeiter der Ex-Fliesenfabrik VIO.ME in Thessaloniki geht weiter. Trotz vieler Solidaritätsaktionen in ganz Griechenland und anderen europäischen Ländern sowie der Etablierung eines Verkäufernetzwerks ohne Zwischenhändler ist das Projekt wieder akut bedroht: durch den Insolvenzverwalter.

VIO.ME (Viomichaniki Metalleftiki) wurde 1982 gegründet als eine von drei Tochterfirmen der Filkeram AG, die der Familie Filippou gehört. Als diese im Mai 2011 Konkurs anmeldete, besetzten die 30 verbliebenen VIO.ME-Arbeiter ihre Fabrik und stellten die Produktion auf ökologische Reinigungsmittel um. VIO.ME wurde zum Symbol der Selbstorganisierung, die Handseife auch im »nd«-Online-Shop erfolgreich angeboten. Im vergangenen Jahr folgte die offizielle Anerkennung als Sozialkooperative.

Mittlerweile ist es still um das Projekt geworden, doch für die Beschäftigten handelt es sich um eine trügerische Ruhe. Im Insolvenzverfahren forcieren die Familie Filippou und der Konkursverwalter die Zwangsversteigerung der noch vorhandenen Vermögenswerte von Filkeram. Seit sechs Jahren gibt es eine Vielzahl von Gerichtsterminen, Urteilen und Berufungen. Die erste Runde der Zwangsliquidation, die bis zum Oktober 2016 dauerte, blieb ergebnislos, weil niemand ein offizielles Kaufangebot einreichte. Die Gerichtsentscheidung über eine zweite Runde und einen neuen Versteigerungspreis steht zwar noch aus, doch der Insolvenzverwalter hat kürzlich das Zutrittsrecht zum Gelände erneut bestätigt bekommen. Demnach darf er sämtliche beweglichen Vermögensgegenstände erfassen und veräußern: Maschinen, Werkzeuge, den Arbeitern gespendete Fahrzeuge und selbst Geräte der hier angesiedelten Zweigstelle der Sozialklinik sowie gelagerte Hilfsgüter für Flüchtlinge. Noch ist zwar nichts geschehen, doch die Arbeiter rechnen mit dem Einsatz von Polizeigewalt.

Dabei würde die Insolvenzmasse nicht ausreichen, um die Gläubiger (Sozialversicherungsträger, Fiskus, ehemalige Mitarbeiter, Banken, Zulieferer) zu bedienen. Die Gesamtschulden liegen bei über 20 Millionen Euro. Die Muttergesellschaft hatte VIO.ME regelrecht ausgeplündert und schuldet der Tochter eine Summe von ca. 1,9 Millionen Euro. Deshalb fordern die Kollegen von VIO.ME die gerichtliche Untersuchung der Kontobewegungen der Familie Filippou in den letzten 15 Jahren.

Die Arbeiter bereiten wieder Aktionen vor und haben vor wenigen Tagen eine Onlinepetition gestartet. Sie hoffen auf erneute Unterstützung und Solidaritätsbekundungen. Mit dieser Kampagne wollen sie die Regierung und vor allem den linken Flügel von SYRIZA unter Druck setzen, endlich eine politische Lösung herbeizuführen. So sollten die Flurstücke, Gebäude sowie Fertigungsanlagen aus der Filkeram-Insolvenzmasse herausgenommen und das uneingeschränkte Nutzungsrecht der Fabrikanlagen anerkannt werden. Dies würde erlauben, die Arbeitsplätze zu sichern. Konstantin Koustas vom Griechenland Solidaritäts Komitee Köln (GSKK) weist gegenüber »nd« darauf hin, dass die SYRIZA-Führung den Kollegen immer wieder versprochen hat, eine außergerichtliche Lösung herbeizuführen. Alexis Tsipras selbst habe im Wahlkampf die Fabrik besucht.

Die Petition auf Deutsch findet sich auf der Seite des GSKK unter: gskk.eu/?p=3496

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