USA: Keine rote Linie
Nordkoreas Raketentest kann Eskalation auslösen
Brüssel. Die Europäische Union und Japan haben nach dem jüngsten nordkoreanischen Raketentest weitere Sanktionen gegen Pjöngjang gefordert. Die Weltgemeinschaft müsse ihre Maßnahmen verstärken, mit denen Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm materiell, technologisch und finanziell weiter eingeschränkt werden könne, erklärten EU-Ratspräsident Donald Tusk, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe am Donnerstag in Brüssel. Der UNO-Sicherheitsrat solle umgehend eine entsprechende Resolution beschließen.
Die chinesische Regierung warnte vor einer weiteren Verstärkung der Spannungen. Alle Beteiligten sollten »die Ruhe bewahren« und »auf Worte und Taten verzichten, die die Spannungen erhöhen könnten«, sagte Außenamtssprecher Geng Shuang in Peking. Vielmehr sollten zusätzliche Anstrengungen unternommen werden, um »die Spannungen abzubauen«.
Nordkorea hatte am Dienstag verkündet, es habe in einem »historischen Durchbruch« erfolgreich eine Interkontinentalrakete des Typs Hwasong-14 getestet. Diese sei in der Lage, »jeden Ort weltweit zu erreichen«.
US-Präsident Donald Trump drohte Pjöngjang mit »Konsequenzen«. Er sagte am Donnerstag bei einem Besuch in Warschau: »Wir müssen uns der Bedrohung durch Nordkorea entgegenstellen«, die Antwort werde »sehr stark« ausfallen. Die Frage, ob er bereit sei, in Nordkorea militärisch einzugreifen, beantwortete Trump nicht. »Ich ziehe keine rote Linie«, sagte er in Anspielung auf eine frühere Aussage seines Vorgängers Barack Obama zu Syrien. Jedoch gebe es eine Reihe sehr ernster Optionen. »Ich mag nicht darüber sprechen, was ich denke«, sagte der US-Präsident.
Unterdessen ist Russland bereit zu Gesprächen mit den USA über eine neue UN-Resolution gegen die Führung in Nordkorea. Sobald Vorschläge auf dem Tisch lägen, werde darüber beraten, sagte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa am Donnerstag in Moskau. Russland sei prinzipiell für eine friedliche Lösung des Konflikts, betonte sie.
Der Sicherheitsrat hatte zuvor in einer Dringlichkeitssitzung über mögliche Reaktionen beraten. US-Botschafterin Nikki Haley kündigte eine Resolution mit »schärferen internationalen Antworten« an. Haley sagte, die USA seien bereit, in dem Konflikt die »volle Bandbreite« der Möglichkeiten zu nutzen. Dies schließe das Militär mit ein. Die UN-Vetomächte Russland und China hatten sich mehrfach gegen neue Sanktionen ausgesprochen.
Der Moskauer Sicherheitsexperte Alexej Arbatow von der Akademie der Wissenschaften sagte, er halte eine militärische Intervention der USA für unwahrscheinlich. »Niemand hat ein reelles Interesse an einem neuen Krieg auf der koreanischen Halbinsel«, sagte er. Sollte es aber dennoch so weit kommen, wäre das auch für Russland eine Gefahr. Agenturen/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.